Papst will umfassenden Lebensschutz
Der Vatikan soll sich nach dem Willen von Papst Franziskus künftig umfassender für den Lebensschutz engagieren. Es reiche nicht aus, sich auf "Lösungen für Fragen zu beschränken, die aus speziellen ethischen, sozialen und juristischen Konfliktsituationen resultieren", sagte er am Donnerstag vor Mitgliedern der Päpstlichen Akademie für das Leben im Vatikan. Damit spielte der Papst offenbar auf Abtreibung und Euthanasie an. Stattdessen gelte es, Theorie und Praxis von Wissenschaft und Technik in ihrer ganzen Komplexität mit Blick auf das Leben, sowie dessen Sinn und Wert zu studieren, so Franziskus.
Der Papst forderte in seiner Grundsatzrede größere Sensibilität für die unterschiedlichen Lebensalter, vor allem jene für Kinder und Alte. Das Fragile, Verwundbare und Verderbliche dürfe nicht allein der Medizin und der Wellness überlassen werden. Eine Theologie der Schöpfung und Heilung, die in Worten und Gesten der Liebe für "jedes Leben und das gesamte Leben" zum Ausdruck komme, erscheine heute dringender denn je, betonte er vor den Akademie-Mitgliedern.
Konservative Kreise kritisierten eine Neubesetzung
Franziskus hatte der 1994 von Johannes Paul II. gegründeten Päpstlichen Akademie für das Leben bereits im November 2016 ein neues Statut gegeben. Demnach sollen nicht mehr nur "die Förderung und der Schutz des menschlichen Lebens" Ziel der Einrichtung sein, sondern auch Geschlechter- und Generationenforschung sowie etwa das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt.
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Im Juni 2017 hatte der Papst die Akademie komplett neu besetzt und 45 Mitglieder ernannt, unter ihnen den deutschen Theologen und Psychotherapeuten Manfred Lütz. Katholische Lebensschützer hatten kritisiert, dass Franziskus auch den anglikanischen Moraltheologen Nigel Biggar berief. Sie werfen dem anglikanischen Geistlichen vor, er befürworte eine Legalisierung von Abtreibungen bis zur 18. Woche. Zudem monierten sie, dass der Papst für neuernannte Mitglieder die Verpflichtung abschaffte, einen ethischen Treueeid zu unterschreiben.
Erneute Kritik an der Gender-Theorie
In seiner Ansprache am Donnerstag würdigte Franziskus ausdrücklich die Vielfalt in der erneuerten Akademie. Viele Gelehrte verschiedener Richtungen und Bekenntnisse teilten die Ansicht, wie dringlich es sei, "eine authentischere Weisheit des Lebens ins Bewusstsein der Völker zu bringen" und für das Wohl aller zu arbeiten, sagte der Papst. Die verantwortungsvolle Begleitung des menschlichen Lebens von seiner Zeugung bis hin zu seinem natürlichen Ende bezeichnete er als ein "Werk von Unterscheidung und liebender Intelligenz freier und begeisterter Männer und Frauen" sowie "für Hirten, die keine Söldner sind".
Franziskus wandte sich zudem erneut gegen ein überzogenes Genderdenken. "Formen der Unterordnung, die die Geschichte der Frauen traurig geprägt haben" müssten zwar korrigiert werden. Doch dies sei keinesfalls mit einer Leugnung der natürlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erreichen, sagte er laut Radio Vatikan. "Die in jüngerer Zeit vorgetragene Annahme, den Weg für die Würde der Person wieder zu eröffnen, indem man radikal die Geschlechtsunterschiede neutralisiert und somit auch das Einvernehmen zwischen Mann und Frau, ist nicht richtig."
Zugleich wandte sich Franziskus gegen eine Herabwürdigung der Ehe zwischen Mann und Frau: "Das generative Bündnis zwischen Mann und Frau ist ein Bollwerk für den planetaren Humanismus der Männer und Frauen, nicht eine Behinderung. Uns wird nicht erneuert werden, wenn wir diese Wahrheit ablehnen." (tja)