Nach Anschlägen auf Kirchen in Sri Lanka

Politiker fordern mehr Schutz für christliche Minderheiten

Veröffentlicht am 23.04.2019 um 08:31 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Nach den Terroanschlägen von Sri Lanka ist auch bei deutschen Politikern das Entsetzen groß. Viele fordern nun konkret einen besseren Schutz für christliche Minderheiten – vor allem auch in Asien.

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Nach den Selbstmordanschlägen in Sri Lanka mit mehr als 300 Toten fordern Politiker von Union, FDP und Grünen einen stärkeren Schutz christlicher Minderheiten. "Der Terror in Sri Lanka reiht sich ein in verschiedene Anschläge gegen Christen weltweit", sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstag). "Christen sind weltweit das Ziel von radikalen Muslimen. Das ist eigentlich unverständlich, weil das Christentum ja mit dem Islam verwandt ist."

Zwar gebe es in Deutschland derzeit keine derartige Bedrohung, so Grübel weiter. Hierzulande müssten aber alle Menschen zur religiösen Toleranz erzogen werden. Gerade zu Ostern, wo die Menschen nach dem christlichen Motto "Fürchtet euch nicht" lebten, seien solche Anschläge besonders perfide.

Kauder: Ereignisse in Sri Lanka sind leider kein Einzelfall

Der ehemalige Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (CDU), sagte der "Bild"-Zeitung (Dienstag): "Die Ereignisse in Sri Lanka sind bestürzend. Sie sind leider kein Einzelfall. Ich sehe mit großer Besorgnis die wachsende Christenverfolgung im gesamten asiatischen Raum." Nationalistische Bewegungen von Buddhisten, Hindus und Muslimen würden dort immer militanter. Mit Blick auf die Anschläge in Sri Lanka forderte Kauder von der dortigen Regierung einen besseren Schutz für christliche Kirchen.

Auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak forderte angesichts der Anschläge mehr Schutz für Christen. Wichtig sei nun, sich nicht spalten zu lassen und den Dialog der Religionen aufrechtzuerhalten. "Dazu gehört aber auch, die Unterdrückung von Christen deutlich anzusprechen und klar für die Einhaltung der Religionsfreiheit einzutreten."

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer sagte, mehr als 100 Millionen Christen lebten in Ländern, in denen ihr Menschenrecht auf Religionsfreiheit nicht geachtet werde. "Damit sind Christen in vielen Regionen die größte verfolgte Gemeinschaft, sei es in China, Nordkorea, Pakistan oder Teilen Nigerias." Mit Sri Lanka hätten die Terroristen gezielt ein Land erschüttern wollen, in dem vier große Weltreligionen bislang – trotz aller politischen Konflikte – friedlich miteinander gelebt hätten. Es müsse unter allen Umständen vermieden werden, dass es zu einem Zusammenprall der Kulturen komme, so der FDP-Politiker.

EU-Politiker Giegold fordert Engagement Europas

Der religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, sagte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland": "Zweifellos gibt es brutalste terroristische Gewalt ganz gezielt auch gegen Christinnen und Christen." Doch lasse sich ein allgemeineres Muster von Extremisten aller Couleur erkennen. "Terroristen zielen oft bewusst auf Gläubige, um zu spalten, Gräben zu vertiefen und Versöhnung zu verunmöglichen", sagte Notz. Das verbinde die Dschihadisten, die in europäischen Großstädten gezielt "Ungläubige" treffen wollen, mit den Tätern von Sri Lanka, wo die genauen Hintergründe noch der exakten Aufklärung bedürften, mit rechtsextremistischen Tätern wie in Christchurch.

Der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold sagte, die Religionsfreiheit von Christen sei in vielen Teilen der Welt bedroht. "Europa muss sich nachdrücklich auf der Welt für das Recht auf Religionsfreiheit einsetzen." (stz/epd/KNA)