Weil "Lega"-Politiker intervenierte

Priester sagt Messe für Sea-Watch-Kapitänin Rackete ab

Veröffentlicht am 09.07.2019 um 15:49 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Es sollte ein Gottesdienst werden "für Carola Rackete und alle mutigen Frauen und Männer, die das Gesetz Gottes über das Gesetz der Menschen stellen". Doch der Priester sagte die geplante Messe ab – nach Kritik eines Senators der "Lega".

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Eine geplante Messe für Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete im norditalienischen Pieve Porto Morone ist nach Protesten abgesagt worden. Der im Pfarrblatt für Freitag angekündigte Gottesdienst "für Carola Rackete und alle mutigen Frauen und Männer, die das Gesetz Gottes über das Gesetz der Menschen stellen", hatte eine lebhaft geteilte Kritik des lombardischen Senators Gian Marco Centinaio (Lega) auf Facebook auf sich gezogen.

Absage nach Gespräch mit Bischof

Pfarrvikar Roberto Beretta sagte am Dienstag auf Anfrage, er sehe seine Initiative in Linie mit der Lehre von Papst Franziskus. Beretta verwies unter anderem auf den jüngsten Besuch des Papstes in Neapel, bei dem das Katholikenoberhaupt die Kirche und die Zivilgesellschaft zur "Weggemeinschaft mit den zahllosen Schiffbrüchigen" aufrief. In einem Gespräch mit Pavias Bischof Corrado Sanguineti sei man jedoch übereingekommen, auf die Messe für Rackete zu verzichten, sagte der 43-Jährige.

Der Lega-Politiker Centinaio, der aus Pavia stammt, hatte dem Priester geraten, "ein bisschen mehr an seine Pfarreimitglieder zu denken, statt so eine Farce zu veranstalten". - Bei den Europa-Wahlen im Mai stimmten in dem 2.700-Einwohner-Ort Pieve Porto Morone knapp 60 Prozent für die rechte Lega.

Rackete war am letzten Juni-Wochenende festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden, weil sie die "Sea-Watch 3" mit 40 Flüchtlingen an Bord unerlaubt in den Hafen der Insel Lampedusa gesteuert hatte. Die Festnahme der Kapitänin stieß vielfach auf Empörung, auch auf kirchlicher Seite. Nach der Freilassung Racketes am vergangenen Dienstag lobte unter anderen der Flüchtlingsbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Heße, ihr Verhalten. "Wer wie die Kapitänin ein Menschenleben rettet, steht in der Nachfolge Jesu", sagte Heße gegenüber katholisch.de. (tmg/KNA)