Richter: Viele Flüchtlinge lügen bei Übertritt zum Christentum
Der Präsident des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts, Andreas Heusch, hat den Kirchen in Deutschland vorgeworfen, den Bogen bei ihrem Engagement für Asylbewerber deutlich zu überspannen. Es werde häufig getauft, um drohende Abschiebungen zu verhindern, sagte Heusch laut einem Bericht der Wochenzeitung "Welt am Sonntag". Die Asylklagen von konvertierten Christen seien besonders zeitraubend. Hier müsse in vier- bis sechsstündigen Verhandlungen geklärt werden, ob bei den Klägern tatsächlich eine Abwendung vom Islam und eine "identitätsprägende" Hinwendung zum Christentum erfolgt sei.
Laut dem Bericht der Zeitung sind allein beim Düsseldorfer Verwaltungsgericht derzeit 8.660 Asylverfahren anhängig. Fast jeder zehnte Kläger komme aus dem Iran; davon beriefen sich etwa 70 Prozent auf einen Übertritt vom Islam zum Christentum. Die Erfolgsquote bei diesen Konvertiten liege gegenwärtig bei 15 bis 20 Prozent. Gerichte werfen den Kirchen deshalb vor, Flüchtlingen aus "asyltaktischen Gründen" inflationär Taufzeugnisse auszustellen. "In neun von zehn Fällen werden sie belogen", sagte der Düsseldorfer Richter Andreas Müller der "Welt am Sonntag".
Der Flüchtlingsbeauftragte der Lippischen Landeskirche, Superintendent Dieter Bökemeier, kritisierte die Haltung der Gerichte. Diese hätten zwar "eine gewisse Berechtigung" bei der Überprüfung des Religionswechsels von Asylbewerbern – "allerdings darf daraus kein Glaubens-TÜV werden." Als ungerechtfertigt bezeichnete Bökemeier Vorwürfe aus der Richterschaft, die Kirchen tauften zu schnell und leichtfertig. Er habe selbst zahlreiche Flüchtlinge getauft. Jeder Täufling habe zuvor einen dreimonatigen Glaubenskurs durchlaufen. "Ich erlebe diese Menschen als ernsthaft und sehr religiös", so Bökemeier. (stz)