Rörig: Fortschritte bei Aufarbeitung von Missbrauch in Kirche
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, sieht große Fortschritte bei der Aufarbeitung sexueller Übergriffe in der katholischen Kirche. Sie habe in diesem Jahr ein neues Kapitel aufgeschlagen, sagte Rörig am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Ernsthafter Willer zur Aufarbeitung
Es gebe inzwischen in den meisten Bistümern den ernsthaften Willen zur Aufarbeitung, fügte er hinzu. Niemand glaube mehr, wie vielleicht noch zu Beginn des Missbrauchsskandals 2010, dass das jahrzehntelange eklatante Unrecht gegen Kinder und Jugendliche im Sande verlaufen könne. Entscheidend sei die Vorstellung der Missbrauchsstudie der katholischen Bischöfe im September gewesen.
Vor allem der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer habe mit seinem Verhalten Maßstäbe gesetzt, so Rörig weiter. Wilmer, der sein Amt am 1. September angetreten hatte, hatte sich mit Missbrauchsopfern getroffen und seinen Vorvorgänger, Bischof Josef Homeyer, beschuldigt, Fälle von Missbrauch vertuscht zu haben. In einem Interview hatte er betont, "um das Böse in der Kirche einzudämmen, brauchen wir eine wirksame Kontrolle der Macht in der Kirche".
Rörig erklärte, er habe den Kirchen inzwischen einen ersten konkreten Vorschlag über das weitere Vorgehen bei der Aufarbeitung vorgelegt, der nun mit ihnen abgestimmt werden solle. So plädiert der Missbrauchsbeauftragte für einheitliche Standards bei der Aufarbeitung der oft bereits verjährten Taten. Es müsse vor allem aufgeklärt werden, wie Betroffene beteiligt und etwa Auskunfts-, Einsichts- und Herausgaberechte von Akten und Unterlagen gestaltet werden können. Er hoffe, dass darüber im ersten Quartal 2019 Einvernehmen erzielt werde.
Rörig: Sensibel mit den Opfern umgehen
Rörig begrüßte die Übergabe von Akten an die Staatsanwaltschaften, zu denen sich viele Bistümer inzwischen entschlossen hätten. Er mahnte aber an, dass bei den strafrechtlich jetzt noch relevanten Fällen sensibel mit den Opfern umgegangen werden müsse. Die Fälle lägen oft schon Jahre zurück, viele Missbrauchsopfer hätten absichtlich nicht angezeigt, ein unsensibler Umgang könne deshalb für sie sehr belastend sein. Er hoffe sehr, dass man sich auf eine staatliche Unterstützung bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in Kirchen verständigen könne. (KNA)