Ein satirischer Wochenrückblick von Felix Neumann

Santo subito, alle miteinander!

Veröffentlicht am 13.10.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Fehlt Benedikt XVI. bei seiner eigenen Heiligsprechung? Und was hat Rolf Zuckowskis Weihnachtsbäckerei damit zu tun? Fragen über Fragen. Wenigstens kann man sich noch auf bischöfliche Mode-Statements verlassen.

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"Benedikt XVI. wird bei Heiligsprechung am Sonntag fehlen", titelten wir am Freitag. Dabei geht es nota bene nicht um seine eigene. Das muss man heutzutage dazusagen: Immer früher folgt auf das Ausscheiden aus dem Papstamt die Heiligsprechung, sodass sie oft (sub specie aeternitatis) gerade noch so als postmortal durchgeht.

Immer länger wird damit die Alleheiligenpäpstelitanei: Das Papsttum feiert sich selbst, sagt dazu der Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Auch sein Dogmatiker-Kollege Jan-Heiner Tück ist der Heiligmacherei von Petrus-Nachfolger zu Petrus-Nachfolger überdrüssig und erklärt, warum die Päpste ihre Kollegen feiern: "Man könnte meinen", analysiert Tück, "dass der anhaltende Bedeutungsverlust, den die päpstliche Autorität in den freien Gesellschaften erlitten hat, durch eine gesteigerte Bedeutungszuschreibung auf der Ebene des Persönlich-Charismatischen aufgefangen werden soll." Heißt: Wenn schon auf Erden ein Papst nur noch gehört wird, wenn er zum verbalen Holzhammer greift und Abtreibung mit Auftragsmord vergleicht, soll es wenigstens im Himmel einen Ehrenplatz geben.

Das tut gut in der geschundenen Oberhirtenseele, wenn diesseits, wie beim jüngsten päpstlichen Heiligsprechungskandidaten, die Herde dem Hirten nicht sonderlich geschlossen folgt. Was Paul VI. mit "Humanae vitae" passierte, ist allerdings pillepalle im Vergleich zu den jüngsten Entwicklungen: Revolution in der Weihnachtsbäckerei! Da gibt's so manche Zweifelei, hat Rolf Zuckowski Reportern in die Feder diktiert: Der große Kinderbarde – kein Gläubiger, wie die Kirche ihn sich wünscht! Welche Gewissheiten bleiben da heute noch?

Wenigstens eine: Glanz und Gloria der Monarchie (wo nicht abgeschafft). So ein Spektakel hat das ehrwürdige Trier fast seit Kaisers Tagen (Augustus) nicht gesehen wie beim Besuch von Willem-Alexander und seiner so passend nach dem fünften Bischof von Trier benannten Gattin Maximina (LEKTORAT: BITTE PRÜFEN!) in der hohen Domkirche. Und was für ein Anblick das war: Im Dom trug sie das schon vom Koningsdag 2018 bekannte halblange Kleid mit aufgesetzten Stickereien auf hautfarbenem Tüll von Maximinas Lieblings-Designhaus Natan, diesmal clever kombiniert mit einem roten Turban von Fabienne Delvigne. Selbst den Trierer Bischof Stephan Ackermann (bodenlange schwarze Soutane mit violetten Akzenten, Baumwoll-Mischgewebe, wahrscheinlich Paramente Schmitt oder roemerkragen24.de, als statement piece ergänzt durch ein Holz-Pektorale mit den griechischen Worten "Licht und Leben") stellte sie damit in den Schatten. Er wird es hoffentlich diesseits verkraften. Seit über 1.000 Jahren gab es keinen heiligen Bischof von Trier mehr – nicht einmal zum Trost.

Von Felix Neumann

Themenseite: War's das?!

"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren freitags die zu Ende gehende Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.