Bischof Algermissen kritisiert Trisomie-Tests für Schwangere

"Selektion von Behinderten"

Veröffentlicht am 02.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Heinz Josef Algermissen ist Bischof von Fulda.
Bild: © KNA
Medizin

Fulda ‐ Der katholische Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen hat die umstrittenen Trisomie-Tests der Konstanzer Biotech-Firma LifeCodexx scharf kritisiert. "Bei diesem hochbrisanten Bluttest für Schwangere geht es faktisch um die Selektion von Menschen mit Down-Syndrom", sagte Algermissen am Dienstag beim Neujahrsempfang seines Bistums in Fulda.

  • Teilen:

Der Test fördere eine "fatale Tendenz", innerhalb der Gesellschaft nach Schwachen zu fahnden, um sie dann umzubringen.

In Deutschland kam der Test, bei dem durch genetische Analyse im Blut von Schwangeren auf ein Down-Syndrom beim ungeborenen Kind geschlossen werden kann, im August auf den Markt. Mitte Dezember teilte die Herstellerfirma LifeCodexx mit, in den ersten drei Monaten nach Markteinführung hätten rund 1.000 Frauen das Verfahren in Anspruch genommen. In 97 Prozent der Fälle habe keine Chromosomenstörung vorgelegen; 1,5 Prozent der Tests seien positiv gewesen; bei ebenfalls 1,5 Prozent habe die Blutuntersuchung kein Ergebnis erbracht.

In den Fällen, in denen der Test ein Downsyndrom des Kindes diagnostizierte, wurde laut LifeCodexx zusätzlich eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt, die das Testergebnis jeweils bestätigt habe. Ob es in diesen Fällen zu einer Abtreibung kam, teilte das Unternehmen nicht mit. Ab 2013 soll der Test auch für die seltenen Chromosomenstörungen Trisomie 13 und 18 angeboten werden.

Bereits in der Vergangenheit kritisierten Vertreter von Behindertenverbänden und Kirchen, der Test diene allein dazu, behinderte Kinder abzutreiben. Er sei deshalb nicht mit geltendem Recht vereinbar. Befürworter argumentieren dagegen, das Verfahren könne Fruchtwasseruntersuchungen ersetzten, bei denen das Risiko einer Fehlgeburt besteht.

Mehr zum Thema

Katholisch.de hat mit der Fotografin Conny Wenk gesprochen, die seit Jahren einen Kalender mit Portraits von Kindern mit Down-Syndrom herausgibt. Lesen Sie hier das ganze Interview "A little Extra - Ein Chromosom mehr macht kaum einen Unterschied" .