Söder: Bin dankbar, dass ich glauben kann
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht den christlichen Glauben vor allem als Gefühl des Vertrauens. "Ich bin dankbar, dass ich glauben kann. Und mir gibt der Glaube auch Kraft in schwierigen Situationen des Lebens", sagte der Protestant der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag). In jungen Jahren sei das noch anders gewesen, so Söder weiter: "Da dachte ich, ich allein kann die Welt retten. Dann sind die Eltern gestorben, unter schwierigen Umständen zum Teil. Und ich habe für mich einen Weg gefunden, zu beten. Das gibt mir Kraft und Halt."
Dieses Vertrauen sollte man auch wieder stärker vermitteln, betonte der CSU-Politiker: "Ich würde mir wünschen, dass unserer Kirchen genau das tun. Das Wort heißt Frohe Botschaft, aber schauen Sie sich die Gesichter an, mit denen das meistens vorgetragen wird."
Söder sieht Zuspruch in Kirchen für Kreuzerlass
Söder selbst hat die "Frohe Botschaft" immer dabei - und zwar als Hörbibel im Auto. Auf die Frage nach seiner Lieblings-Bibelstelle sagte er: "Das kommt darauf an. Das Matthäus-Evangelium ist am spannendsten." Wenn man aber ganz schlecht drauf sei, so Söder weiter, "dann muss man die Offenbarung des Johannes hören, weil die ist so richtig Armageddon..." Im letzten Buch der Bibel wird Armageddon (auch Harmagedon geschrieben) als Ort der endzeitlichen Entscheidungsschlacht beschrieben.
Linktipp: Kreuzpflicht in Bayern kommt
Von Juni an sollen Kreuze in allen Behörden Bayerns die christlich-abendländische Prägung des Freistaats sichtbar machen. Doch konsequent umgesetzt wird das nicht. (Artikel vom 31. Mai)Söder beantwortete am Wochenende live Fragen aus der Redaktion und von Gästen, darunter auch zu seinem umstrittenen Kreuzerlass. Auszüge des Gesprächs "Augsburger Allgemeine Forum - Live" wurden nun veröffentlicht. Zum Kreuzerlass sage er: "Es gab ein paar klare Stellungnahmen dagegen, aber es gab auch unglaublich viel Sympathie aus kirchlichen Kreisen." Das bayerische Kabinett hatte auf Söders Anregung das Aufhängen von Kreuzen im Eingangsbereich aller Dienstgebäude ab 1. Juni beschlossen.
"Was mich gewundert hat war, dass jüdische Gemeinden gesagt haben, das ist ein richtiges Signal", ergänzte der Politiker: "Muslimische Verbände haben zum Teil gesagt, na ja, ist klar, ist ja ein christliches Land, wenn es nicht gegen uns geht, okay. Und dann gab es die eine oder andere Kritik, die mich in der Tonalität schon gewundert hat."
Söder erinnert an Brustkreuz-Abnahme in Jerusalem
Er glaube, so Söder weiter, "dass das für die Kirche selber eine wichtige Debatte ist". Dabei spielte er auch auf eine Situation im Oktober 2016 auf dem Tempelberg in Jerusalem an. Damals waren evangelische und katholische Bischöfe zum Teil heftig kritisiert worden, weil sie dort während einer gemeinsamen Pilgerreise ihre Brustkreuze zweitweise abgenommen hatten. Er wolle, "nicht sagen, ob das gut oder schlecht war", erklärte Söder, "aber es gab wahnsinnig viele Menschen, die das als kein optimales Signal wahrgenommen haben".
Dass Bischöfe um den Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, ihre Brustkreuze zum Teil nicht offen sichtbar getragen hatten, war damals von manchen als "Einknicken" vor dem Islam und als Geste der Unterwerfung und Feigheit gedeutet worden. Auch beim anschließenden Besuch an der jüdischen Klagemauer waren die Bischöfe nicht mit sichtbaren Brustkreuzen aufgetreten. Bischofskonferenz und EKD hatten daraufhin erklärt, die ökumenische Delegation sei vor Ort von muslimischen und jüdischen Gläubigen darum gebeten worden. Und angesichts der "ohnehin schwierigen und aufgeheizten Situation" am Tag des Besuchs habe man dieser Bitte entsprochen. (luk/KNA)