Filmklassiker zu Weihnachten

Sogar die Päpste lieben Don Camillo und Peppone

Veröffentlicht am 22.12.2018 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Boscaccio ‐ Immer wieder an Feiertagen flimmern Filmklassiker über den Bildschirm - darunter auch die Geschichte um die innige Feindschaft des italienischen Pfarrers Don Camillo mit Bürgermeister Peppone. Auch beim aktuellen Papst und dessen Vorgänger ist die Geschichte beliebt. Einer kann sie sogar fast auswendig.

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Wer kennt sie nicht, die beiden Streithähne aus der Po-Ebene? Die Filme um den gerissenen Dorfpfarrer Don Camillo und seinen Widerpart, den sturen Bürgermeister Peppone, haben bei ihren Fans geradezu Kultstatus. Rund um die Weihnachtsfeiertage und Neujahr flimmern sie sogar mehrmals über die Fernsehbildschirme. Zwischen 1952 und 1965 wurden im norditalienischen Brescello die klassischen fünf Schwarz-Weiß-Filme gedreht – mit dem französischen Schauspieler Fernandel als Don Camillo und dem Italiener Gino Cervi in der Rolle des Peppone. Auch wenn einige Jahrzehnte später Terence Hill und Mario Adorf ebenfalls den schlagkräftigen Geistlichen spielten, ist doch für viele Zuschauer das charakteristische Gesicht Fernandels in Kombination mit der schwarzen Soutane zur Verkörperung eines Priesters schlechthin geworden.

Lob von höchster Stelle

Selbst Papst Franziskus kennt und schätzt die Geschichten um Don Camillo und Peppone. Im Jahr 2015 lobte der Pontifex die Gestalt des einfachen Pfarrers, der alle Gläubigen in seiner Gemeinde kenne und ihre Sorgen teile. Auf diese Weise könne die Kirche zu einem "volksnahen, demütigen, großzügigen, freudigen Humanismus" finden, sagte er auf einem Kongress vor italienischen Katholiken. Auch Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) ist ein großer Freund der Don-Camillo-Filme. Es heißt, er schaue sie regelmäßig und kenne ihre Handlung beinahe auswendig.

Szene aus dem Film "Die große Schlacht im Don Camillo" aus dem Jahr 1955.
Bild: ©picture alliance

Don Camillo in Rage.

Die Rahmenerzählung, die den Filmen zu Grunde liegt, ist schnell umrissen: Im fiktiven italienischen Städtchen Boscaccio am Ufer des Po befinden sich in den Nachkriegsjahren der Ortspfarrer und der Bürgermeister in einem ständigen Konflikt. Beide sind politische Gegner, denn Don Camillo ist als Priester selbstverständlich Anhänger der Christdemokratie, Peppone ist glühender Kommunist. Der Pfarrer nutzt seine Möglichkeiten als Hirte des kleinen Ortes daher oft, um gegen Peppone in Erscheinung zu treten. Predigten gegen den Bürgermeister von der Kanzel herunter sind dabei noch die geringste Einmischung.

Großes Geschütz fährt Don Camillo etwa auf, als er bei einer festlichen Ansprache Peppones auf dem Dorfplatz kurzerhand die Glocken der Pfarrkirche läutet, um seinen Widersacher zu übertönen. Die Gegenoffensive Peppones und seiner Parteigenossen lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Denn Pfarrer und Bürgermeister sind Schlitzohren und versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen – manchmal auch durch einen gezielten Faustschlag.

„Ganz unter uns: Eine kleine Abreibung tat dir ganz gut.“

—  Zitat: Jesus zum Priester Don Camillo, der dem Bürgermeister Peppone einen Streich spielt

Trotz aller Gegensätze sind Don Camillo und Peppone herzensgute Menschen und Freunde, auch wenn sie das nie zugeben würden. Beide verbindet der Kampf gegen die Faschisten als Partisanen im Zweiten Weltkrieg und ihr Streben nach dem Besten für die Menschen in ihrem Dorf. Hinter der innigen Hassliebe der beiden zueinander steckt eine politische Botschaft: Die beiden Protagonisten stellen die italienische Gesellschaft der 50er- und 60er-Jahre dar, die von den Gegensätzen zwischen katholischen Christdemokraten und atheistischen Kommunisten geprägt waren. Giovannino Guareschi, der Autor der Geschichten um Don Camillo und Peppone, wollte auf diese Weise Katholiken und Kommunisten zur Zusammenarbeit aufrufen. Sie sollten den gesellschaftlichen Wiederaufbau nach dem Ende der Mussolini-Diktatur gemeinsam gestalten.

Das Kruzifix ist streng mit Don Camillo

Doch neben den zwischenmenschlichen Scherzen und dem politischen Tauziehen in den Erzählungen und Filmen um Don Camillo und Peppone, spielt der christliche Glaube eine besondere Rolle. Der Dorfpfarrer spricht regelmäßig mit dem Kruzifix über dem Altar seiner Kirche. Diese Gebete sind nicht nur von einer einfachen und direkten Sprache Don Camillos geprägt, sondern auch von den schlagfertigen Antworten, die Jesus dem einfältigen Priester dabei regelmäßig gibt. Das Kruzifix rät dem Geistlichen stets dazu, seine Wut zu mäßigen und Milde gegenüber Peppone walten zu lassen. "Deine Hände sind zum Segnen da, nicht zum Prügeln!", ist einer der stärksten Sätze aus diesen Alltagsgebeten. Jesus ist klar, dass Don Camillo meist nicht unschuldig ist, wenn er Pläne gegen Peppone schmiedet. Nachdem der Bürgermeister dem Pfarrer eine Retour-Kutsche für einen seiner vielen Streiche gegeben hat, sagt Jesus daher zum sprachlosen Don Camillo: "Ganz unter uns: Eine kleine Abreibung tat dir ganz gut."

Von Roland Müller