Sri Lanka: Aufruf zum Schutz von Christen
Nach den tödlichen Anschlägen von Sri Lanka mit aktuell fast 360 Todesopfern rufen Kirchenvertreter zum Schutz von Christen und religiösen Minderheiten weltweit auf. Sie sehen nicht nur Sri Lanka, sondern auch andere Staaten hierbei in der Pflicht. Ein Terrorismus-Experte macht derweil in den jüngsten Attentaten einen gezielten Versuch aus, Religionen und Gesellschaften gegeneinander aufzuhetzen. Sri Lankas Präsident Maithripala Sirisena kündigte laut regierungsamtlichem Nachrichtenportal News.lk. eine umfassende Reform von Polizei, Armee und Geheimdiensten an.
Schick: Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, betonte am Mittwoch gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "In vielen Teilen der Welt werden Christen bedrängt und sind blutigen Anschlägen ausgeliefert". Weiter sagte Schick, er sei "überzeugt: Weder Sri Lanka selbst noch alle anderen Staaten dürfen angesichts des Blutvergießens gegen Christen, aber auch angesichts von Attentaten gegen andere religiöse Gruppen zur Tagesordnung übergehen." Sie hätten die Pflicht, "gefährdeten Minderheiten zur Seite zu stehen und sie nach Kräften zu schützen". Deutschland und Europa sollten sich nicht scheuen, ihre diplomatischen Möglichkeiten einzusetzen, um Regierungen in anderen Weltteilen nachdrücklich daran zu erinnern.
Zugleich setzt Schick weiter auf die Vermittlerrolle des Christentums. "Wenn wir Christen unseren Auftrag wahrnehmen wollen, nämlich das Reich Gottes voranzubringen, und das ist ein universales Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Solidarität, dann müssen wir da dran bleiben", sagte er dem Bayerischen Rundfunk.
Auch der Vizepräsident im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Horst Gorski, pocht auf den Schutz von verfolgten Christen. "Für die Evangelische Kirche in Deutschland ist die Religionsfreiheit ein elementares und unveräußerliches Menschenrecht", sagte Gorski der Funke Mediengruppe.
Derweil übermittelte die Partei "Bündnis 90/Die Grünen" den Kirchen in Deutschland ihre Anteilnahme und Solidarität. "Die verblendeten Attentäter haben ein Fest der Freude genutzt, um ihrem Hass die größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen", heißt es in dem Schreiben, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. "Wir sind solidarisch mit allen, die aufgrund ihrer Religion oder Weltanschauung ausgegrenzt oder angegriffen werden", heißt es darin weiter. Bei den Anschlägen sollten vor allem Christen getroffen werden, "aber auch Menschen, die einen freiheitlichen, westlichen Lebensstil pflegen", schreiben die Grünen.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, schrieb an den Botschafter von Sri Lanka, Karunasena Hettiarachchi: "Unschuldiges Leben zu nehmen, ist ein großer Verstoß gegen die Menschlichkeit und kann absolut nicht mit den Glaubenssätzen begründet werden." Muslime und Nicht-Muslime müssten "stärker denn je gegen all jene stehen, die Angst und Schrecken, Terror und Hass verbreiten und die nicht für ein friedliches Miteinander wirken".
Versuch, Religionen gegeneinander aufzuhetzen
Der Terrorismus-Experte Peter Neumann sieht einen gezielten Versuch, Religionen und Gesellschaften gegeneinander aufzuhetzen. Im WDR bezweifelte er, dass die Anschläge auf Hotels und Kirchen vom Ostersonntag eine direkte Reaktion auf die Anschläge eines australischen Neonazis auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch gewesen seien. Die Logistik von acht Sprengstoffanschlägen erfordere in der Regel monatelange Vorbereitung. Denkbar sei aber, dass Christchurch der Auslöser der Gewaltwelle gewesen sei. Es spreche viel dafür, dass die Selbstbezichtigung des "Islamischen Staates" authentisch sei. (gho/KNA/epd)