11 Tote bei antisemitischem Attentat auf Gottesdienst

Trauer und Entsetzen über Anschlag auf Synagoge in Pittsburgh

Veröffentlicht am 28.10.2018 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 

Rom/Bonn ‐ Die Behörden gehen derzeit von dem Hassverbrechen eines Rechtsradikalen aus: Bei einem Anschlag auf eine Synagoge in den USA starben am Samstag elf Menschen. Religionsvertreter und Politiker weltweit trauern mit den Familien der Opfer.

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Religionsvertreter und Politiker haben erschüttert auf den Angriff auf eine Synagoge in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania reagiert. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, schrieb am Sonntag auf Facebook, das Attentat zeige, wohin ein Klima des Hasses führen kann. "Ich hoffe, dass die amerikanische Gesellschaft jetzt zusammensteht." Seine Vorgängerin im Amt, Charlotte Knobloch, erklärte, dass es sich um den schlimmsten Angriff gegen eine jüdische Einrichtung in der Geschichte der USA handele. "Den gewaltsamen Hass gegen alles Jüdische, der sich in diesem schändlichen Anschlag gezeigt hat, kennen wir leider nicht erst seit gestern", so Knobloch ebenfalls auf Facebook.

Sant’Egidio: Mehr tun gegen Antisemitismus

Papst Franziskus sprach bei seinem Mittagsgebet in Rom von einem "schrecklichen Attentat" und einem "unmenschlichen Akt der Gewalt", der alle verletze. Es gelte, "die Brandherde des Hasses" zu löschen, die sich in der Gesellschaft ausbreiteten. Der jüdischen Gemeinde von Pittsburgh bekundete der Papst seine Verbundenheit. "Der Allmächtige nehme die Verstorbenen in seinen Frieden auf, tröste ihre Familien und helfe den Verletzten", sagte er.

Auch der Vorsitzende der katholischen US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, solidarisierte sich mit den Opfern und den jüdischen Gemeinden. "Wir stehen mit unseren Brüdern und Schwestern zusammen", erklärte er. Alle Handlungen von Gewalt und Hass seien zu verurteilen, und: "Wir fordern einmal mehr alle öffentlichen Mandatsträger auf, die Plage der Waffengewalt anzugehen."

Staatsmänner und -frauen aus vielen Ländern der Welt verurteilten die Tat scharf. Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb im Auftrag von Bundeskanzerlin Angela Merkel auf Twitter, "Wir alle müssen uns dem Antisemitismus entschlossen entgegenstellen - überall."

Ein 46 Jahre alter Mann hatte am Samstag bei einem antisemitisch motivierten Attentat auf eine Synagoge in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania elf Menschen getötet. Sechs weitere wurden nach Angaben der Behörden verletzt. Unter den Verletzten sind auch vier Polizisten. Der Attentäter selbst wurde angeschossen. Sein Social-Media-Profil deutet darauf hin, dass es sich um einen Waffennarren mit rechtsgerichteter Gesinnung handelt. Die Tat wird von den Behörden als Hassverbrechen eingestuft.

Angriff mit mehreren Schusswaffen

Der Jüdische Weltkongress (WJC) reagierte entsetzt auf die Bluttat. Es sei ein Angriff nicht nur auf die jüdische Gemeinschaft, sondern auf Amerika, erklärte WJC-Präsident Ronald S. Lauder. Er sprach von einem "abscheulichen Terrorakt". Man müsse alles tun, damit solche Gräueltaten nicht noch einmal passierten.

Das Attentat ereignete sich während einer Namensgebungszeremonie in dem Gotteshaus am jüdischen Feiertag Sabbat. Kinder wurden jedoch nach offiziellen Angaben nicht verletzt. Der Angreifer hatte mehrere Schusswaffen bei sich. Nach ersten Erkenntnissen besaß er sie legal. (gho/KNA/dpa)

28.10.2018, 12.45 Uhr: ergänzt um Statement von Papst Franziskus

Linktipp: Zentralrat: Antisemitismus wird inzwischen frei gelebt

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