"Ungeduldig": Kardinal Dolan will Apostolische Visitation
Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan erwartet "ungeduldig" eine Apostolische Visitation der US-Kirche. Er hoffe, dass der Vatikan eine kirchliche Untersuchung einleiten werde, um den Missbrauchsskandal um den New Yorker Alt-Erzbischof Theodore McCarrick aufzuklären, sagte Dolan laut dem "Catholic Herald" vom Freitag. Einige Katholiken würden das "Vertrauen in die Bischöfe verlieren", wenn sie sähen, dass ein Mann wie McCarrick in der kirchlichen Hierarchie aufsteigen könne, so der Erzbischof über seinen Vorgänger. Er könne sie gut verstehen, gab der Kardinal zu. Gleichzeitig bekräftigte er, volles Vertrauen in Papst Franziskus bei der Lösung der Missbrauchskrise zu haben.
Mitte August hatte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, offiziell um eine Apostolische Visitation beim Vatikan gebeten. Mehrere US-Bischöfe hatten dieses Anliegen in der Zwischenzeit wiederholt. Auch nach der Audienz der Spitzen der US-Bischofskonferenz beim Papst vor einer Woche gab es keine Antwort auf diese Bitte.
Für die Visitation hatte Dolan dem Vatikan eine Untersuchung durch juristisch und theologisch qualifizierten Laien vorgeschlagen. Bislang habe es auch hierzu noch keine Antwort vom Vatikan gegeben. Wenn keine Visitation zu Stande komme, müsse es "einen ähnlich effektiven Weg" geben, die Umstände des Falls McCarrick aufzuklären, sagte Dolan.
Am Donnerstag hatte der New Yorker Kardinal für sein Bistum eine unabhängige Ermittlerin für Missbrauchsfälle ernannt. Es handelt sich um die ehemalige Bundesrichterin Barbara Jones, berichtete die "New York Times". "Ich brauche ihre Hilfe, wenn ich die Bitte meiner Leute nach Rechenschaft, Transparenz und Handeln erfüllen will", sagte Dolan zur Verpflichtung von Jones. "Ich freue mich darauf, ihre Empfehlungen und Einsichten zu erhalten und verpflichte mich, sie mit größter Ernsthaftigkeit anzunehmen." Jones wird offiziell als spezielle Beraterin und unabhängige Gutachterin eingestellt.
Kritiker werten die Aktion Dolans als eine Maßnahme, um gut in der Öffentlichkeit dazustehen. "Das ist die Art von Handlungen, die schon vor Jahren hätten getan werden können und sollen“, sagte Opferanwalt Michael Reck. Er vermutet, Dolan habe unter Zugzwang gestanden. (rom)