Rund 40 Übersetzer haben an der Ausgabe gearbeitet

"Vulgata"-Bibel des Hieronymus erscheint auf Deutsch

Veröffentlicht am 10.09.2018 um 13:00 Uhr – Lesedauer: 
Wissenschaft

Chur/Berlin ‐ Keine lateinische Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen ist weiter verbreitet als die des Kirchenvaters Hieronymus. Doch es gibt ein Problem: Immer weniger Wissenschaftler können noch gut genug Latein.

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Ende September erscheint eine umfassende deutschsprachige Ausgabe der "Vulgata" des Hieronymus, der weitestverbreiteten lateinischen Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen. Rund 40 Übersetzer haben in sieben Jahren ein fünfbändiges Werk von rund 5.000 Seiten geschaffen.

Herausgeber sind der Alttestamentler Michael Fieger von der Theologischen Hochschule Chur, der Berliner Philologe Widu-Wolfgang Ehlers und der Zürcher Übersetzer Andreas Beriger. Das Erscheinungsdatum der Druckausgabe wird vom Verlag mit 30. September angegeben. Die offizielle Vorstellung des Werkes findet am 23. Oktober an der Theologischen Hochschule Chur statt.

Die "Vulgata" des dalmatischen Theologen und Kirchenvaters Sophronius Eusebius Hieronymus (347-420) entstand um 380 bis 400 nach Christus. Hieronymus übersetzte aus dem Hebräischen in ein Latein, das er der gesprochenen Sprache im damaligen Mittelmeerraum annäherte. Da die "Vulgata" teils entscheidend von den originalen Bibeltexten abweicht, bietet sie auch wichtige Einblicke in die Theologie der Spätantike und des Mittelalters. Die katholische Kirche verwandte sie bis in die Frühe Neuzeit als maßgebliche Version der Bibel.

Immer weniger Lateinkenntnisse

In der neuen, dokumentarisch angelegten Übersetzung wird der Wortlaut des Hieronymus so genau wie möglich in deutscher Sprache wiedergegeben. Nach Fiegers Worten spiegeln sich darin auf diese Weise "Zeitgeschichte, kulturelle Fragestellungen und auch die Theologie der Antike".

Fieger sagte, immer weniger Wissenschaftler beherrschten gut genug Latein, um Originaltexte lesen zu lönnen. Daher sei ein deutschsprachiger Zugang zu antiken Texten ein wichtiger Schlüssel zu deren Verstehen. Der Theologe betonte, Hieronymus habe seinen Text in einem mehrsprachigen Umfeld verfasst und damit die Texte der Bibel "für ein lateinischsprachiges Publikum zugänglich machen" wollen. Durch dessen exakte Neuübersetzung könnten beispielsweise "Doppeldeutigkeiten im hebräischen Text genauer erfasst werden". (KNA)