Diözesanleitung gegen Erzbischof Lackner

Weiter Ärger im Bistum Gurk – Vorwürfe gegen Papstbeauftragten

Veröffentlicht am 15.02.2019 um 10:39 Uhr – Lesedauer: 

Salzburg/Klagenfurt ‐ Der Papst hatte ihn beauftragt, die schweren Vorwürfe gegen den ehemaligen Kärntner Bischof Alois Schwarz zu klären. Doch jetzt steht der päpstliche Visitator Franz Lackner selbst in massiver Kritik: Er soll seine Kompetenzen überschritten haben.

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Neuer Ärger um die Ermittlungen in der österreichischen Diözese Gurk: Die derzeitige Bistumsleitung wirft dem mit der Aufklärung von Finanzvorwürfen beauftragten päpstlichen Visitator Erzbischof Franz Lackner vor, seine Kompetenzen überzogen zu haben. Auslöser der Kritik ist die Beauftragung einer unabhängigen Anwaltskanzlei durch Lackner. Sie soll Einsicht in Ermittlungsakten in Graz nehmen, in denen es um den Verdacht der Untreue gegen den früheren Kärntner Bischof Alois Schwarz geht.

Lackners Pressesprecherin Heidi Zikulnig wies die Vorwürfe zurück. Alle Schritte, die der Erzbischof als Visitator unternehme, hätten allein den Zweck, sich ein eigenes, unabhängiges und objektives Bild der Lage zu machen, sagte sie am Donnerstag der Presseagentur Kathpress. Alle Maßnahmen seien kirchenrechtlich begründet.

Diözesanleitung hatte bereits Kanzlei beauftragt

Die Diözesanleitung von Gurk hatte schon zuvor ihrerseits eine Kanzlei damit beauftragt. Der Auftrag von Erzbischof Lackner an die Anwälte habe nichts mit Misstrauen zu tun, sagte Zikulnig zu Kathpress. Es gehe dem Visitator schlicht um eine "rasche und umfassende Sachverhaltsdarstellung"; schließlich wolle er möglichst bald seinen Bericht nach Rom schicken.

Zikulnig verwies auch auf die Sprechtage, die der Visitator am 8. und 9. Februar in Klagenfurt abgehalten hatte. Lackner und sein Team hätten mit rund 100 Personen gesprochen. Diese vertraulichen Gespräche würden nun ebenfalls aufgearbeitet.

Alois Schwarz, Bischof von Sankt Pölten.
Bild: ©Henning Klingen/kathpress/KNA

Der frühere Gurker und heutige Sankt Pöltener Bischof Alois Schwarz.

Der Kanzler des Klagenfurter Ordinariats, Jakob Ibounig, hatte der "Kleinen Zeitung" (Donnerstag) gesagt, Lackner habe mit der Beauftragung einer eigenen Kanzlei seinen Auftrag aus Rom überschritten. Und wörtlich: "Das heißt, dass sich der Visitator selbst an die Stelle des mutmaßlich Geschädigten, also des Bistums setzt. So wird es sicher leichter, mögliche Täter zu schützen - weil man Aktionen, die der Geschädigte in seinem Interesse setzen würde, leichter unterbinden oder manipulieren kann." Ibounig sprach von einer "Vertrauen zerstörenden Maßnahme und Brüskierung der Diözesanleitung". Bezüglich des Abschlussberichts sei nun "mit allem zu rechnen".

Ein Apostolischer Visitator ist ein Beauftragter des Papstes, der in einer Diözese als unabhängiger Kontrolleur mit umfassenden Befugnissen agiert. Der Auftrag lautet, "den Zustand der Diözese Gurk-Klagenfurt in Bezug auf die katholische Lehre und Leitung in Augenschein zu nehmen", also "die tieferliegenden Gründe, die zur gegenwärtigen Verwirrung führten, zu erforschen und dem Heiligen Stuhl zu berichten", so Lackner.

Schwere Vorwürfe gegen Bischof Alois Schwarz

Das Domkapitel von Gurk-Klagenfurt erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen langjährigen Bischof Alois Schwarz (66), der im Sommer 2018 nach Sankt Pölten gewechselt war. Ohne Zustimmung des Vatikan veröffentlichte das Gremium Mitte Dezember im Internet die Zusammenfassung eines Finanzprüfberichts. Der Vatikan hatte die Publikation zuvor im Eilverfahren untersagt.

Die Vorwürfe gegen Schwarz lauten auf fragwürdige Personalentscheidungen sowie undurchsichtige Vorgänge im Amts-, Führungs- und Lebensstil des Bischofs. Das Kapitel kündigte sogar Regressforderungen gegen den Geistlichen an, der die Diözese von 2001 bis Mitte 2018 leitete. Schwarz selbst weist die Vorwürfe - vor allem finanziellen Fehlverhaltens sowie angedeuteter Verstöße gegen den priesterlichen Zölibat - kategorisch zurück. (KNA)