Weiter Unruhe im Kärntner Bistum Gurk
Ein unguter Zwist schwelt in der österreichischen Diözese Gurk-Klagenfurt. Es geht um Aspekte der Finanzverwaltung – wohl eher um Verfahrensfragen als um Vorwürfe, dass sich tatsächlich jemand bereichert hätte. Gleichwohl hat sich in dieser Woche der Vatikan eingeschaltet und dem Übergangsleiter, Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger, die öffentliche Präsentation eines Untersuchungsberichts untersagt.
Zum Hintergrund: Nach dem Wechsel von Bischof Alois Schwarz (66) ins niederösterreichische Sankt Pölten gab es Klagen über Führungsstil und Arbeitsklima sowie über einige wirtschaftliche und personelle Entscheidungen. Guggenberger, vormals Generalvikar der Diözese, kündigte eine umfassende Analyse der Strukturen sowie entsprechende Maßnahmen an. Es gelte, "durch Klarheit, Entschiedenheit und Transparenz (...) verloren gegangenes Vertrauen in die Diözesanleitung wiederherzustellen".
Wirtschaften unterhalb des Radars der Diözesanbehörden?
Ein entscheidender Reibungspunkt: das sogenannte Bischöfliche Mensalgut; also zumeist traditionelle Stiftungseinkünfte, die dem Leben und der Seelsorge der Diözese zugute kommen sollen. Wie genau, das ist nicht streng fixiert. Das Mensalgut untersteht allerdings direkt dem Bischof und nicht wie das andere Diözesanvermögen der Kontrolle der diözesanen Behörden. Eine Konstruktion, bei der nach den Vorfällen im deutschen Bistum Limburg die Alarmglocken schrillen könnten. Hat der frühere Bischof womöglich unterhalb des Radars der Diözesanbehörden gewirtschaftet?
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Negativer Einfluss von Frauen, schlechter Führungsstil: Schwere Vorwürfe stellen die 17 Kärntner Jahre von Bischof Alois Schwarz in ein ungutes Licht – und sorgen für Verunsicherung auch in seiner neuen Diözese St. Pölten. (Artikel von Juli 2018)Besonders im Fokus: das Bildungshaus Stift Sankt Georgen/Längsee, das sich besonderer Zuwendung von Schwarz erfreute – und für das offenbar großzügige Ausbaupläne vorlagen. Eine der ersten Maßnahmen Guggenbergers war, dessen Leiterin zu beurlauben, um zunächst die dortigen Strukturen und die wirtschaftliche und personelle Situation zu überprüfen.
Doch warum ist das nötig, wo doch der 65-Jährige als Generalvikar zuvor schon Personal- und Finanzchef der Diözese war? Auf die Frage, ob er intern auf "bedenkliche Entscheidungen des Bischofs und auf Entwicklungen hingewiesen" habe, antwortete er nach seiner Einsetzung als Administrator, er habe wie andere hochrangige Kirchenvertreter und Führungskräfte immer wieder "Schieflagen, fragwürdige Entwicklungen und Wahrnehmungen betreffend des persönlichen Umfelds des Bischofs" angesprochen. Man habe allerdings zur Kenntnis nehmen müssen, dass Funktionen und Entscheidungen von einer Ebene auf eine andere verlagert wurden, "wo wir nichts mitzureden hatten".
Konkreter sind die Informationen nach dem Stopp des Untersuchungsberichts – der nun zur Prüfung in Rom liegt – noch nicht geworden. Allerdings lässt Bischof Schwarz verlauten, der Bericht belege, dass weder ihm noch den bisherigen Finanzverantwortlichen Misswirtschaft oder ähnliches vorzuwerfen sei. Dem hat seitdem niemand widersprochen.
Gleichwohl gehört zu den Plänen Guggenbergers – die er trotz der vatikanischen Intervention weiter vorantreiben will – ein Austausch der Leitungsebene Finanzen sowie eine Verschränkung des Mensalgutes mit der Verwaltung des regulären Diözesanhaushalts; nach seinen Worten eine kirchenrechtskonforme Wiedereinsetzung der davor "ausgeschalteten" Kontrollinstanz, des Wirtschaftsverwaltungsrates.
Kritik an "seltsam lichtscheuem Verhalten"
Der ganze Vorgang hat in Österreich hohe Wellen geschlagen; empörte Leserbriefe füllten ganze Zeitungsseiten. Von "seltsam lichtscheuem Verhalten" war die Rede. Die Zeitung "Die Presse" zeigte sich verwundert über die Vorgehensweise auf allen Seiten, wo doch "Psychologie eher gefragt ist als Justiz". Im Kärntner "Sonntag" heißt es, den so wichtigen Tugenden Transparenz und Glaubwürdigkeit sei durch die "panische" Absage der Präsentation ein "Bärendienst" erwiesen worden.
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat zugesagt, sich im Vatikan für eine baldige Klärung der Angelegenheit zu verwenden. Er ist sicher der Richtige für den Job; denn erstens ist Schönborn dort hoch angesehen – und zweitens muss ihm als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz daran gelegen sein, in Rom wie in der Heimat den Kasten sauberzuhalten.