Jesuit zieht positive Bilanz zu Anti-Missbrauchstreffen

Zollner: Vatikan-Gipfel hat bei Bischöfen Prozess in Gang gesetzt

Veröffentlicht am 01.03.2019 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
Zollner: Vatikan-Gipfel hat bei Bischöfen Prozess in Gang gesetzt
Bild: © KNA

Hamburg ‐ Nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan hagelte es massive Kritik am Ergebnis des Bischofstreffens. Pater Hans Zollner war maßgeblich an der Vorbereitung beteiligt und zieht nun eine positive Bilanz. Es gebe jedoch auch Nachholbedarf.

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Der Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan hat nach Ansicht des Jesuiten Hans Zollner einen Prozess in der katholischen Kirche in Gang gesetzt. Das Treffen habe bei allen anwesenden Bischöfen ein Bewusstsein für das Problem des Missbrauchs geweckt, sagte der Theologe und Psychologe am Donnerstagabend in Hamburg. Als Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission war er maßgeblich an der Vorbereitung der Tagung beteiligt, die vom 21. bis 24. Februar mit Bischöfen aus aller Welt stattfand.

Insbesondere Vertreter aus Afrika, Asien, Osteuropa und Teilen Lateinamerikas seien mit vielen Fragezeichen und großer innerer Distanz zum Thema angereist, so Zollner. "Ich glaube, dass im Laufe der drei Tage diese Mauern weggebrochen sind."

Mit dem Gipfel seien erstmals strukturelle Fragen in den Mittelpunkt gerückt, so der Experte. Großes Thema sei für ihn die Frage der Rechenschaftspflicht. "Es ist nicht machbar, dass allein der Papst weltweit 5.100 Bischöfen auf die Finger schaut." Ein Modell zur Einführung von Kontrollinstanzen sei auf dem Gipfel vorgestellt worden und müsse nun auch in den nationalen Bischofskonferenzen beraten werden.

Wo es Nachholbedarf gibt

Nachholbedarf sieht Zollner bei der Schaffung einer "Theologie des Missbrauchs". Die Kirche müsse ihr Nachdenken über Gott angesichts der schrecklichen Geschehnisse verändern und damit ihrem Kerngeschäft nachkommen.

Der Jesuit äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion zu den Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal in der Katholischen Akademie Hamburg. Weitere Teilnehmer waren die Missbrauchsbeauftragte des Bistums Hildesheim, Andrea Fischer, und die Münchner Traumatherapeutin und Betroffene Agnes Wich.

Fischer zeigte sich enttäuscht von der Rede des Papstes zum Abschluss des Gipfels. Sie habe das eigentliche Anliegen des Treffens diskreditiert. Wich bedauerte, dass die Kirchenspitzen am Rande der Tagung nur wenige Missbrauchsopfer getroffen hätten. Man müsse Opfer und Betroffene als "ungewollte Experten" bei der Aufklärung stärker ins Boot holen.

Die Reaktionen zum Anti-Missbrauchsgipfel waren gemischt ausgefallen. Vor allem die Opfer zeigten sich enttäuscht, der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller nannte die Rede des Papstes gar ein "Fiasko". Dagegen verteidigte etwa Kardinal Reinhard Marx die Ansprache als "sehr konkret, sehr deutlich". (tmg/KNA)