Zulehner: Papst ermöglicht Priesterweihe von Verheirateten, wenn …
Der Wiener katholische Theologe Paul Michael Zulehner geht davon aus, dass Papst Franziskus die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt radikal ändert, wenn die Bischöfe des Amazonas-Gebiets dies beschließen. Dann könnten verheiratete, berufstätige Männer geweiht werden, sagte Zulehner in Freiburg. Langfristig solle dieser Weg auch Frauen offen stehen.
Bislang können in der katholischen Kirche nur unverheiratete Männer die Priesterweihe erhalten. Zulehner begründet seine Einschätzung mit einer Äußerung des Papstes gegenüber Bischof Erwin Kräutler, die Bischofssynode im kommenden Jahr im Vatikan solle mutige Vorschläge machen.
"Lähmende Stagnation der katholischen Weltkirche überwinden"
Es wird darüber spekuliert, ob der Papst für das dünn besiedelte südamerikanische Amazonas-Gebiet mit weit verstreuten Gemeinden und wenigen Priestern die Zulassungsvoraussetzungen zum Priesteramt ändert. Zulehner sprach von "Modellen an der Peripherie, die weltkirchlich Karriere" machen. Eine solche Dezentralisierung könne die "lähmende Stagnation der katholischen Weltkirche überwinden".
Der Theologe verwies auch auf ein von ihm gemeinsam mit dem früheren südafrikanischen Bischof Fritz Lobinger erarbeitetes Positionspapier. Demnach sollen die Gemeinden aus ihrer Mitte Frauen und Männer ("personae probatae") benennen, die eine dreijährige seelsorgliche Ausbildung erhalten und dann in ein "Team of Elders" geweiht werden.
Ausdrücklich wendet sich das Papier gegen das ebenfalls diskutierte Modell der "viri probati", nach dem verheiratete und bei der Kirche hauptamtlich beschäftigte Männer geweiht werden sollen. Hauptamtliche sollten eher in professionell aufgestellten pastoralen Projekten angesiedelt werden, so Zulehner.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Zulehner zum Thema äußert. Bereits zu Jahresbeginn hatte der Pastoraltheologe über eine baldige Öffnung des Priesteramtes für verheiratete Männer spekuliert. "Ich vermute, dass dies lateinamerikanische Bischöfe auf der Amazonassynode 2019 beschließen werden. Der Papst dürfte ihnen die Rückendeckung geben", so Zulehner in einem Interview mit der österreichischen Zeitung "Kurier". Dies werde andere Ortskirchen unter Druck setzen, dem Beispiel der Lateinamerikaner zu folgen. "Es ist eine der wichtigsten Entscheidungen in diesem Pontifikat, dass der Papst den Zentralismus überwindet", so Zulehner. (tmg/KNA)