Standpunkt

Mehr finanzielle Solidarität unter den Bistümern!

Veröffentlicht am 03.05.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Es ist keine gute Nachricht: Die Zahl der Gläubigen geht drastisch zurück und damit auch die finanzielle Ausstattung der Bistümer. Das trifft besonders finanzschwache Diözesen im Norden und Osten Deutschlands. Roland Müller fordert daher eine größere finanzielle Solidarität in der Kirche.

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Es ist eine erschreckende Prognose: Eine Studie erwartet, dass sich die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland in den kommenden 40 Jahren halbiert. Besonders hart trifft das die jungen und mitgliederschwachen Diözesen im Norden und Osten Deutschlands. Viele dieser Bistümer haben schon heute große finanzielle Probleme, wie etwa das Erzbistum Hamburg, das Anfang vergangenen Jahres angekündigt hatte, acht der insgesamt 21 katholischen Schulen zu schließen. Gerade in diesen Bistümern ist daher jeder Euro wichtig für den Erhalt der diözesanen und pfarrgemeindlichen Grundstrukturen, die in der Diaspora eine wesentlich größere Bedeutung haben, als etwa in einer Großstadt mit mehreren Kirchengemeinden.

Das Problem an sich ist nicht neu: Nach dem Fall der Berliner Mauer wurden in Ostdeutschland viele Diözesen neu geordnet und werden seit dieser Zeit durch einen kircheninternen Finanzausgleich mit mehreren Millionen Euro jährlich bezuschusst. In naher Zukunft läuft der Vertrag über diese Solidarzahlungen allerdings aus. Es ist klar, dass es ein Nachfolgemodell geben wird, jedoch nicht, wie es konkret aussieht. Denn angesichts der zukünftig abflachenden Kirchensteuereinnahmen werden auch heute wohlhabende Diözesen sich genau überlegen, wie viel Geld sie zur Finanzierung der bedürftigen Bistümer beisteuern werden. Zudem fordert Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz eine, sicher sinnvolle, transparente Offenlegung der diözesanen Kirchenfinanzen – ausdrücklich sogar als Voraussetzung für mehr finanzielle Solidarität unter den Bistümern.

Die Studie zur Zukunft der Kirche zeigt, wie sehr die Not der weniger finanzstarken Diözesen ansteigen wird, zumal ihnen schon jetzt das Wasser bis zum Hals steht. Es ist also höchste Zeit, dass die deutschen Bistümer in finanziellen Dingen näher zusammenrücken. Kardinal Marx hat die Ergebnisse der Studie als einen "Aufruf zur Mission" interpretiert. Es gehe in der Kirche schließlich darum, das Evangelium weiterzusagen – "auch unter veränderten Bedingungen". Damit dieser Grundauftrag der Kirche auch in finanzschwachen Bistümern gelingen kann, muss innerhalb der deutschen Kirche die Solidarität konsequenter gelebt werden. Nur wenn die Unterstützung untereinander nicht an den Bistumsgrenzen Halt macht, kann die Evangelisierung auch in schon jetzt entchristlichen Landstrichen gelingen.

Von Roland Müller

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.