Standpunkt

Warum wir Europa brauchen

Veröffentlicht am 10.04.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das Friedensprojekt Europa hat in den vergangenen sieben Jahrzehnten viel erreicht – doch inzwischen droht Stagnation. Christof Haverkamp sieht in seinem Kommentar die Werte der EU in Gefahr und ruft mit Blick auf die Europawahl zur Wahl demokratischer Parteien auf.

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Wolfgang Ischinger, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, hat sich im Februar demonstrativ einen blauen Kapuzenpulli mit gelben Sternen übergestreift. Damit wollte Ischinger betonen, dass wir ein starkes Europa in der Welt brauchen, nicht allein aus politischen und wirtschaftlichen Gründen. Ein Bekenntnis, das bitter nötig ist. Längst ist die Europäische Union nicht mehr allein von Freunden umgeben. Der nationale Egoismus hat in der US-Regierung unter Donald Trump beängstigende Ausmaße angenommen, und die EU muss mit autoritären Herrschern wie Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdogan und der chinesischen Regierung verhandeln.

Westliche und christliche Werte sind gefährdet. Demokratie und Menschenrechte, Religions- und Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit, Frieden und Toleranz sind nicht mehr selbstverständlich. Populistische Strömungen haben in Europa an Einfluss gewonnen, in Regierungen wie Italien, Ungarn und Polen. Das gilt ebenso für das  Erstarken antieuropäischer, rechtspopulistischer Parteien, die im Europaparlament eine eigene Fraktion bilden wollen.

Auch das leidige Dauerthema Brexit belegt: Ein geeintes Europa ist nicht mehr selbstverständlich. Geschichtlich gesehen ist die jüngste Entwicklung ein bedauernswerter Rückschritt. Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs scheinen die Lehren aus der NS-Diktatur in den Hintergrund zu rücken. Es waren übrigens katholische Politiker wie Bundeskanzler Konrad Adenauer, der französische Politiker Robert Schuman und der italienische Staatsmann Alcide de Gasperi, die sich für ein geeintes Europa stark machten.

Viel ist erreicht, aber derzeit droht Stagnation. Daher ist es umso wichtiger, dass sich bei der Europawahl am 26. Mai viele Wähler beteiligen und ihre Stimme für eine demokratische Partei abgeben. Um dies zu unterstützen, hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sogar eine eigene Internetseite freigeschaltet – www.europa-stimmt.eu –, um die Vorzüge eines kulturell, sozial und politisch geeinten Europas zu betonen. Gut so!

Von Christof Haverkamp

Der Autor

Christof Haverkamp ist Chefredakteur der Bistumszeitung "Kirche+Leben" in Münster.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.