US-Bischöfe schweigen bislang zu Trump-Äußerungen

"Verpasste Gelegenheit"

Veröffentlicht am 12.08.2016 um 00:01 Uhr – Von Thomas Spang (KNA)  – Lesedauer: 
USA

Washington ‐ Die katholischen US-Bischöfe äußern sich nicht zu Donald Trumps Flirt mit der Macht. Es fehlt eine Distanzierung der Kirche von den umstrittenen Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

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"Das Hinausschieben einer Zurückweisung Berlusconis durch die italienischen Bischöfe hat beachtlichen und anhaltenden Schaden für die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in Italien hinterlassen", meint Faggioli. Er findet "bemerkenswert", dass die US-Bischöfe "die Botschaft Donald Trumps in diesem Wahlkampf nicht angesprochen haben".

Tatsächlich verlautete aus der Zentrale der Bischofskonferenz in Washington bislang wenig zu den anhaltenden Provokationen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Auch diesmal nicht, als Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Wilmington/North Carolina auf ein mögliches Attentat auf die demokratische Konkurrentin Hillary Clinton anspielte.

"Grenze von überzogen zu unakzeptabel überschritten"

Trumps Äußerungen stießen auf Empörung über die Parteigrenzen hinweg, weil er damit die etablierten Regeln der Zivilgesellschaft in Frage stelle. Eine Kriminalisierung politischer Gegner oder gar der Flirt mit Gewalttaten gelten als Kennzeichen demokratisch unterentwickelter Gesellschaften. Gewiss entsprechen sie nicht den Grundsätzen der katholischen Soziallehre.

Oder, wie der "National Catholic Reporter" in einem Kommentar schreibt: "Donald Trump hat die Grenze von überzogen hin zu unakzeptabel überschritten." Das einflussreiche Blatt listet auf: "Trump hat Frauen beleidigt, Mexikaner, Muslime, Menschen mit Behinderungen und die Eltern eines Offiziers, der in Irak ums Leben kam, während er andere Soldaten schützte."

Bild: ©picture alliance / AP Photo / Jae C. Hong

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump besucht mit seiner Familie die Kirche des heiligen Franz von Assisi in West Des Moines, Iowa.

Solche verbalen Ausfälle mit Dingen gleichzusetzen, die Hillary Clinton falsch gemacht habe, sei eine irrige Gleichsetzung, heißt es weiter. Es sei an der Zeit, Trumps Kandidatur "klar und unmissverständlich zurückzuweisen". Ein Appell, den die Zeitung zwar an die republikanische Parteiführung richtet, der aber auch als innerkirchliche Kritik verstanden werden kann.

Während intellektuelle Schwergewichte aus der katholischen Rechten der USA wie George Weigel oder Robert George klar Stellung gegen Trump bezogen haben, kultivieren andere eine Ambivalenz. Ende Juli setzte sich der Chef der "Kolumbusritter", Carl Anderson, auf den heißen Stuhl, als er forderte, Katholiken dürften keine Kandidaten wählen, die für Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen eintreten. Es sei Zeit, "die Verwicklungen von Katholiken mit Abtreibungstöten zu beenden". Die Glaubwürdigkeit des dreimal verheirateten Trump, der seine Meinung zu Abtreibung erst vor nicht allzu langer Zeit geändert hatte, stellte Anderson nicht in Frage.

Faggioli: Kirche soll klar zu Trump sprechen

Warum die US-Bischöfe zu Trump schweigen, ist unklar. Gleichzeitig kritisieren sie den amtierenden katholischen Vizepräsidenten Joe Biden, weil dieser einer zivilen Ehe-Zeremonie für ein gleichgeschlechtliches Paar vorstand. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Kurtz aus Louisville/Kentucky, Erzbischof Thomas Wenski aus Miami und Bischof Richard Malone aus Buffalo sprachen von einem "Gegenzeugnis statt einem gläubigen, das in der Wahrheit begründet ist".

Kritische Katholiken wie der Theologe Faggioli fragen sich, wann die Kirche mit solcher Klarheit auch zu Trump spricht. "Vielleicht warten sie auf eine Sommer- oder Oktoberüberraschung, hoffen, dass Trump aufgibt und durch jemand anderen ersetzt wird", spekuliert Faggioli. "In jedem Fall haben sie eine Gelegenheit verpasst, bei diesen Wahlen zu zeigen, dass sie verstanden haben, was in ihrem Land oder bei ihrer Herde los ist."

Linktipp: Die schwere Wahl der Katholiken

Ginge es nach aktuellen Wahlumfragen, würden die Katholiken in den USA mehrheitlich für Hillary Clinton als neue Präsidentin stimmen. Dabei gäbe es aus katholischer Sicht gute Gründe, das nicht zu tun.
Von Thomas Spang (KNA)