Papst betet für Erdbebenopfer in Italien
Papst Franziskus hat zum Gebet für die Opfer des Erdbebens in Italien aufgerufen. Bei seiner Generalaudienz am Mittwoch verschob er die eigentlich vorgesehene Katechese und betete mit den Pilgern auf dem Petersplatz stattdessen einen Rosenkranz.
"Großer Schmerz"
"Ich kann nicht anders, als meinen großen Schmerz und meine Nähe zu allen Menschen dort auszudrücken, jenen, die ihre Lieben verloren haben und jenen, die immer noch von Angst und Schrecken erschüttert sind", sagte der Papst nach Angaben von Radio Vatikan in einer kurzen Ansprache.
Einer der besonders von dem Erdbeben betroffenen Orte ist die Gemeinde Amatrice. Dessen Bürgermeister hatte bereits kurz nach dem Beben berichtet, sein Dorf existiere nicht mehr. Während der Generalaudienz sagte Franziskus, diese Worte berührten ihn sehr. Er versicherte alle Menschen in den betroffenen Gebieten seines Gebets. "Sie können sich sicher wissen in der Zärtlichkeit und der Umarmung der ganzen Kirche, die sie in diesem Moment fest drücken möchte mit ihrer mütterlichen Liebe, auch mit der Umarmung von uns hier auf dem Petersplatz".
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Wie der vatikanische Pressesaal mitteilte, sind sechs Mitglieder der vatikanischen Feuerwehr nach Amatrice entsandt worden. Dies sei ein "konkretes Zeichen der Nähe des Heiligen Vaters mit den vom Erdbeben getroffenen Menschen". Die Retter sollen die staatlichen Hilfsorganisationen bei der Suche und Versorgung von Opfern unterstützen.
Erfahren hatte der Papst bereits am frühen Morgen von dem Erdbeben und hatte sogleich eine Messe für die Opfer gefeiert.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, drückte sein Mitgefühl in einem Brief an Kardial Angelo Bagnasco, den Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz, aus. "Ich verneige mich in tiefer Trauer vor den Opfern dieser tragischen Katastrophe und versichere Ihnen, den Verletzten und den Angehörigen der Toten meines fürbittenden Gebets", heißt es darin wörtlich.
Er hoffe, dass die Rettung für möglichst viele der Verschütteten noch rechtzeitig komme, so Marx. Die Überlebenden bedürften in den kommenden Wochen und Monaten großherziger Hilfe. "Ich bitte die Gläubigen in unserem Land, Ihre Kirche und alle von der Katastrophe betroffenen Menschen im Gebet zu unterstützen."
Zahlreiche Tote
In der Nacht zum Mittwoch erschütterte gegen 3:30 Uhr ein Erdbeben Mittelitalien. Nach Medienberichten (Stand: 25.08., 8:40 Uhr) sind bisher über 247 Todesopfer bestätigt; viele weitere wurden verletzt oder sind vermisst. Nach ersten Schätzungen sind wahrscheinlich mehrere tausend Menschen ohne Unterkunft.
Die Behörden riefen die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Das Epizentrum des Bebens mit einer Stärke von 6,2 lag an der Grenze der Regionen Latium, Marken und Umbrien - etwa 100 Kilometer Luftlinie nordöstlich von Rom, wo der Boden ebenfalls wackelte.
„Ich verneige mich in tiefer Trauer vor den Opfern dieser tragischen Katastrophe.“
Die italienische Bischofskonferenz stellte umgehend eine Million Euro Soforthilfe für die Opfer bereit. Am 18. September soll es eine landesweite Sonderkollekte geben. Das Hilfswerk Caritas international stellte 50.000 Euro zur Verfügung.
In einem Interview mit Radio Vatikan schilderte Giovanni D’Ercole, Bischof von Ascoli, seine Eindrücke aus dem Dorf Pescara del Tronto im Erdbebengebiet. "Als das Tageslicht hereinbrach, habe ich ein zerstörtes Dorf gesehen, ich hörte Schreie, es gab Tote. Wir wissen nicht, wie viele es sind", erklärte er wörtlich. Auch junge Menschen seien unter den Opfern: "Von einigen Menschen fehlt jedes Lebenszeichen. Soeben habe ich die Leichen zweier Jungen gesegnet", so der Bischof.
Merkel übermittelt "tiefes Mitgefühl"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich in einem Telegramm an Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi tief betroffen. Die Bilder der Verwüstungen seien schockierend. Merkel übermittelte "tiefes Mitgefühl des deutschen Volkes".
Bilder aus den Sozialen Netzwerken zeigen starke Zerstörungen. Darunter ist auch ein Foto einer Kirche in Amatrice mit offenbar eingestürztem Dach und starken Rissen in der Fassade. Die Kirche steht inmitten eines Trümmerfelds von heruntergefallenen Steinen. Ein anderer Tweet zeigt eine auf einer Decke auf einer Straße kauernde Ordensfrau, die auf ihr Handy schaut. Nach Angaben des Tweets ist auch ein Kloster in Amatrice unter den zerstörten Gebäuden.
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Die Kirchen im umbrischen Wallfahrtsort Assisi haben nach bisherigen Erkenntnissen dagegen offenbar keinen Schaden genommen. Der Chefrestaurator der Basilika San Francesco, Sergio Fusetti, begutachtete nach Angaben des Franziskanerordens in Assisi am Morgen die Ober- und Unterkirche der Basilika "San Francesco". Er äußerte sich zufrieden über die Wirkung der Sicherungstechnik, die nach dem Beben von 1997 installiert wurde. Damals hatte es auch dort Tote gegeben; die Oberkirche wurde stark zerstört.
Caritas international: Einige Siedlungen schwer zu erreichen
Nach Angaben von Caritas international bereitet bei der anlaufenden Nothilfe die geografische Lage einiger vom Erdbeben besonders betroffener Siedlungen Probleme. "Die Zerstörungen haben dazu geführt, dass der Zugang zu den kleinen, entlegenen Dörfern sehr schwierig ist", erklärte Gernot Krauß, der Italien-Referent des Hilfswerks. Es gebe nach der Katastrophe einen hohen Bedarf an Notunterkünften, Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln, aber auch an psychosozialen Hilfen für Traumatisierte.
Der Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme, sagte dem Nachrichtensender N24, die Hilfe für die Opfer gestalte sich im Gebirge schwieriger als im flachen Land. Die Straßen seien eng und oft durch Erdrutsche beschädigt. Es werde erfahrungsgemäß einige Tage dauern, bis die Trinkwasserversorgung wieder hergestellt sei, sagte Broemme. "Erfahrungsgemäß funktioniert das Internet am ehesten wieder." (gho/KNA/dpa)
24.08.2016, 12.01 Uhr: ergänzt um aktualisierte Angaben zur Zahl der Opfer und zur Soforthilfe der italienischen Bischöfe
24.08.2016, 13.45 Uhr: ergänzt um weitere Details, das Statement von Angela Merkel und die Aussage des Bischofs von Ascoli
24.08.2016, 14.40 Uhr: ergänzt um Statement von Caritas international
24.08.2016, 16.20 Uhr: ergänzt um Informationen zu vatikanischer Feuerwehr
24.08.2016, 17.00 Uhr: ergänzt um Statement von Kardinal Reinhard Marx