Bundesinnenminister de Maizière betont Rolle der Religion für Integration

"Wir haben die Bedeutung von Religion unterschätzt"

Veröffentlicht am 20.09.2016 um 13:40 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Berlin ‐ Religion spielt eine wichtige Rolle bei der Integration von Einwanderern, sagt Bundesinnenminister de Maizière. Dabei müssten die Deutschen zunächst an ihren eigenen Glauben denken.

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Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hat die Rolle von Glaube und Religion in der Integrationsfrage betont. "Wir müssen erkennen, dass Religionen eine große Bedeutung haben und dass auch Religionsgemeinschaften eine große Verantwortung haben", sagte de Maiziere beim Zukunftskongress Migration und Integration am Dienstag in Berlin. Durch die vielen, oft sehr religiösen Flüchtlinge sei das Thema plötzlich wieder präsent. "Wir haben die Bedeutung von Religion unterschätzt, auch bei uns", betonte der Minister.

Vor diesem Hintergrund mahnte er alle Bürger an, sich auch mit dem eigenen Glauben und den damit zusammenhängenden Traditionen auseinanderzusetzen. "Können wir genau erklären, was der Sinn von kirchlichen Feiertagen ist und warum wir in Deutschland davon so viele haben?" Keiner müsse in Deutschland religiös werden, wenn er es nicht sei, oder in die Kirche gehen, wenn er nicht möchte. Kenntnisse über den christlichen Glauben und Tradition und über andere Religionen seien aber sinnvoll und wichtig.

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"Das schlimmste ist ein ministrierender Senegalese", sagte der CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer – das kam nicht gut an. Der Regensburger Generalvikar kontert scharf.

Mit Blick auf in Deutschland lebende Muslime bekräftigte de Maiziere die große Chance und Aufgabe, die ihnen bei der Integration anderer Muslime zukomme. Zugleich erklärte der CDU-Politiker, dass Deutschland trotz Toleranz und Offenheit nicht alle fremden Traditionen akzeptieren könne. Eine Hochzeit unter Minderjährigen dürfe es nicht geben, und ein Mann, der von einer Frau kein Essen annehme, bekomme eben keines, so der Minister. Diese gesellschaftlichen Fragen müssten aber noch weiter diskutiert werden "und nicht nur beim Thema Burka bitte".

De Maizière: Mehr über die Ziele von Integrationsmaßnahmen sprechen

De Maiziere rief zugleich dazu auf, nicht nur über die Instrumente der Integration zu sprechen, sondern über deren Ziele. Bislang gehe es stets um die Kriterien Arbeit, Sprache und Gesetzestreue, "aber ist jeder, der diese Kriterien erfüllt gut integriert, wohl kaum", sagte de Maiziere. Es gebe trotzdem viele Migranten, die unter sich blieben und damit nicht in die deutsche Gesellschaft integriert seien.

Ziel müsse daher sein, dass sich jeder zugehörig fühle. "Ohne Neugier, Realismus und Geduld wird die Integration nicht funktionieren", bekräftigte de Maiziere. Dabei werde nicht jeder sofort zurechtkommen, "es ist wichtig, dass wir über Sorgen sprechen, aber ohne übertriebene Ängste". (KNA)

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