Kein Hirtenwort zu "Amoris laetitia"?
Ob die Deutsche Bischofskonferenz sich mit einem eigenen Hirtenwort zu "Amoris laetitia" an die Gläubigen wenden wird, ist nach wie vor ungewiss. Die Bischöfe sähen zumindest keine Notwendigkeit, die Worte des Papstes zu kommentieren, erklärte der Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag zum Abschluss der Herbstvollversammlung in Fulda. Im November wollen die Bischöfe jedoch ein Papier zur Konkretisierung des Papstschreibens vorstellen.
Die konkrete Umsetzung insbesondere der pastoralen Anregung aus dem Papstschreiben sei nun Aufgabe der bischöflichen Kommissionen, erklärte Marx. Dies gelte insbesondere für den Bereich der Ehevorbereitung. Im Hinblick auf die viel diskutierte Frage des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene sagte Marx: "Natürlich hat sich die Tür geöffnet". Der Kardinal erklärte, dass die Aussagen des Papstes in "Amoris laetita" zu dieser Frage nahe an der Positionierung der deutschen Bischöfe vor der Familiensynode im vergangenen Jahr liege.
"Es ist natürlich eine anspruchsvolle Seelsorge, die uns herausfordert", mahnte Marx. Im Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen spiele die Gewissensfreiheit eine große Rolle. Zugleich dürfe es nicht um Beliebigkeit gehen, sondern um eine intensive Auseinandersetzung mit dem konkreten Fall. Marx erinnerte daran, dass sich die deutschsprachigen Bischöfe bei der Familiensynode intensiv mit diesen Fragen befasst hatten. Bei dieser Seelsorge dürfe es nicht primär um Sakramentenempfang gehen, sondern um eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Glauben.
Bischöfe begeistert von Papstschreiben
Das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus zu Ehe und Familie sei von der Bischofskonferenz mit Begeisterung aufgenommen worden, erklärte Marx weiter. "Vielleicht klingt das für Bischöfe zu euphorisch", ergänzte er augenzwinkernd. Man habe insgesamt den Eindruck gehabt, Franziskus würde mit seinem Schreiben neuen Schwung in die Diskussion um Ehe und Familie in der Kirche bringen. Die Bischöfe würdigten den Text sowohl in seiner pastoralen Bedeutung, als auch in seinem theologischen Gehalt, so Marx.
Der Kardinal erklärte weiter, dass insbesondere der von Franziskus im Schreiben getroffene Ton sehr positiv aufgenommen wurde. Man habe bei "Amoris laetitia" nicht das Gefühl, dass "die Kirche immer nur sagt, was alles nicht geht", so Marx. Daher wollten sich die Bischöfe mit eigenen Kommentaren auch zurückhalten: "Wir müssen die schönen Worte des Papstes nicht noch einmal mit unseren Worten verdrechseln." (kim)
UPDATE 23.09., 11:30 Uhr: Aussagen im ersten und zweiten Absatz konkretisiert