Adolphe Diop: Senegalese, (ehemaliger) Ministrant, Fußballspieler

"Das Land profitiert von mir"

Veröffentlicht am 22.09.2016 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 
Integration

Bonn ‐ Er kam, sah und blieb: Seit 24 Jahren lebt der senegalesische Fußballer Adolphe Diop in Deutschland. Und obwohl er in seiner Jugend auch ministriert hat, will er kein "Wirtschaftsflüchtling" sein.

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Die umstrittene Äußerung von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer über Probleme mit "Wirtschaftsflüchtlingen" stößt beim Senegalesen Adolphe Diop auf Unverständnis. Mit dieser Aussage schade der Politiker nicht nur sich selbst, sondern auch seiner Partei und Deutschland, sagte er am Donnerstag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Diop - in seiner Jugend als Ministrant aktiv - lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und verdient seinen Lebensunterhalt mit Fußball.

Seit dem Jahr 1992 lebt Adolphe Diop in Deutschland und hier will der 48-Jährige auch bleiben: "Ich habe von dem Land profitiert, und das Land profitiert von mir. Und so soll es auch weitergehen." Als junger Mensch sei er damals zum Fußballspielen nach Deutschland gekommen. Zwischen seiner Heimatstadt Thiès im Senegal und Solingen bestand eine Partnerschaft. Ein Freund habe ihn zum Probetraining des Vereins Union Solingen eingeladen. Danach wollte man ihn nicht mehr gehen lassen.

Diop: Manche wären besser im Senegal geblieben

Heute betreibt er in Bad Soden eine Fußballakademie und trainiert junge Menschen. Mit Unterstützung deutscher Freunde habe Diop sich diese nach einem Knorpelschaden aufgebaut. Dennoch empfiehlt er diesen Lebensentwurf nicht jedem: "Ich rege mich auf, wenn gutausgebildete Leute aus dem Senegal, statt dort etwas aufzubauen, mit unrealistischen Träumen nach Deutschland kommen – und dann merken: Sie wären besser zu Hause geblieben."

Im Senegal wollte Diop Priester werden und war Ministrant. Für den Fußball habe er alles stehen und liegen gelassen, sagte er in einem früheren Interview mit der Taunus-Zeitung. Dennoch war für Diop anfangs nicht alles leicht: "Ich habe zwei Jahre gebraucht, um mich in Deutschland zu akklimatisieren." Denn obwohl sein Heimatland Senegal grundsätzlich sehr tolerant sei, gebe es auch noch manches gesellschaftliches Problem, sagte er gegenüber der FAZ: "Homosexuelle zum Beispiel werden nicht im gleichen Maße toleriert wie hier." (jch)

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