Papst empfängt deutsche Lutheraner

Franziskus: Abweisende Christen sind Heuchler

Veröffentlicht am 13.10.2016 um 15:13 Uhr – Lesedauer: 
Ökumene

Bonn/Rom/Vatikanstadt ‐ Ein Mädchen aus Sachsen-Anhalt fragt den Papst nach seiner Meinung zur Fremdenfeindlichkeit im Osten Deutschlands. Das Urteil von Franziskus fällt unmissverständlich aus.

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Papst Franziskus hat etwa 1.000 Lutheraner und Katholiken aus Deutschland empfangen und mehr Solidarität mit Flüchtlingen angemahnt. "Es ist Heuchelei, wenn man sich als Christ bezeichnet und gegen Menschen ist, die bei uns Zuflucht suchen", sagte er am Donnerstag auf die Frage eines Mädchens aus Halle an der Saale, das Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland angesprochen hatte. Es sei ein Widerspruch, das Christentum zu verteidigen und Schutzsuchende abzuweisen. "Das sehen wir nicht in Büchern, sondern im Fernsehen und in der Zeitung jeden Tag."

Gleichzeitig rief Franziskus Katholiken und Protestanten zur Brüderlichkeit auf. "Wir haben zusammen schon eine bedeutende Wegstrecke zurückgelegt", sagte der Papst bei der Audienz im Vatikan. Die Teilnahme der vielen katholischen und evangelischen Pilger, die aus Luthers Wirkstätten in Mitteldeutschland gekommen waren, gebe Hoffnung, "dass das gegenseitige Verstehen weiter wachsen kann". Protestanten und Katholiken seien auf dem Weg, "der vom Konflikt zur Gemeinschaft führt".

Ein ökumenisches Großprojekt aus Sachsen-Anhalt

Die Pilger der Aktion "Mit Luther zum Papst" hatten Franziskus bei der Audienz ihre Vorschläge und Wünsche für die Ökumene überreicht. Laut den Organisatoren, den Kirchen in Sachsen-Anhalt, handelt es sich bei der noch bis Sonntag dauernden gemeinsamen Pilgerreise nach Rom um das "größte ökumenische Projekt" im Rahmen des Gedenkjahres zum Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Die Teilnehmer stammen vor allem aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Jeder zweite ist den Angaben zufolge jünger als 30 Jahre.

Begleitet wird die Gruppe vom Magdeburger Bischof Gerhard Feige, der mitteldeutschen Landesbischöfin Ilse Junkermann und Anhalts Kirchenpräsident Joachim Liebig. Schirmherrin der Pilgerfahrt ist die deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan. Sie wünscht den Teilnehmern in einem Grußwort "inspirierende Tage" mit der Erfahrung, "wie im Zentrum der katholischen Kirche Ökumene gelebt wird". (kim/dpa/KNA)

Linktipp: Zum Papst pilgern - mit Luther

Was hat Papst Franziskus in Rom den Protestanten überhaupt zu sagen? Und was bedeutet die Reformation für Katholiken? Die ökumenische Pilgerfahrt "Mit Luther zum Papst" widmet sich diesen Fragen vor Ort.