Ein Meilenstein der Geschichte
Aus Sicht des Vatikan und des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist das gemeinsame Reformationsgedenken von Papst Franziskus mit Spitzenvertretern des LWB in Schweden ein "Meilenstein" in der Geschichte. Die Zeremonie zum 500. Jahrestag der Reformation sei "Ausdruck der in 50 Jahren des internationalen katholisch-lutherischen Dialogs erzielten Fortschritte", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des LWB-Generalsekretärs Martin Junge und des vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen Kardinal Kurt Koch, die die vatikanische Zeitung "Osservatore Romano" (Samstagsausgabe) in italienischer Übersetzung veröffentlichte.
„Es war nie Luthers Absicht gewesen, eine neue Kirche zu gründen.“
Koch und Junge sprechen sich darin dafür aus, Dialog zu pflegen, Konflikte hinter sich zu lassen und "zur Gemeinschaft zu kommen". Sie plädieren zudem dafür, Hass und Gewalt, auch religiös motivierter Art, energisch zurückzuweisen.
Junge und Koch erinnern an frühere Konfrontationen
Am 31. Oktober wird Papst Franziskus gemeinsam mit dem LWB-Präsidenten, Bischof Munib Younan, und LWB-Generalsekretär Junge an einem "gemeinsamen ökumenischen Gebet" in der lutherischen Kathedrale von Lund teilnehmen. Koch und Junge heben hervor, dass damit erstmals in der Geschichte Katholiken und Lutheraner auf der Weltebene gemeinsam an die Reformation erinnerten. Bisherige "Jahrhundertfeiern aus Anlass von Reformationsjubiläen" seien "Anlass zu Polemik und Konfrontationen zwischen beiden Konfessionen" gewesen.
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Das Reformationsgedenken 2017 ist ein Thema für Katholiken, sagt die Deutsche Bischofskonferenz. Jetzt hat sie dazu eine Arbeitshilfe vorgelegt. Der Paderborner Theologe Wolfgang Thönissen erklärt, worum es geht. (Interview von August 2016)"Es war nie Luthers Absicht gewesen, eine neue Kirche zu gründen", sind der Generalsekretär des LWB und der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen überzeugt. Die "weitere Entwicklung" habe letztlich zu einer "Spaltung der westlichen Christenheit, zu Konflikten und Gewalt" geführt, die bis heute spürbar seien. Der in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) begonnene Dialog habe viele Differenzen überwunden und "die gemeinsame Überzeugung bestätigt, dass KatholikInnen und LutheranerInnen mehr eint als trennt".
Koch und Junge würdigen zudem die 1999 von LWB und der katholischen Kirche unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. So sei die "spaltende Wirkung des im 16. Jahrhunderts wesentlichen Streitpunktes" überwunden worden. Das Dokument bilde die theologische Grundlage für die "Gemeinsame Gedenkfeier" in Schweden.
Eine Feier von Buße, Dank und Gemeinsamkeit
Die Zeremonie unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung" umfasst laut dem Artikel drei wichtige Elemente: Buße für das "gewaltige Leid" infolge der Religionskriege im 16. und 17. Jahrhundert in Europa, Dank für die "besonderen Gaben, die die Reformation gebracht hat" und die Verpflichtung zum gemeinsamen Zeugnis. Auch wenn Katholiken und Lutheraner noch auf der Suche nach Einheit seien, könnten sie gemeinsam durch Hilfe für Bedürftige den Glauben bezeugen. Diese drei Punkte seien auch in einer Gemeinsamen Erklärung, die Papst Franziskus und Bischof Munib Younan in Schweden unterzeichnen wollten, zentral.
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Vatikan und Lutherischer Weltbund haben neue Informationen zum Reformationsgedenken bekannt gegeben. Für Papst Franziskus steht in Schweden zudem ein ausgesprochen katholisches Hochfest auf dem Programm. (Artikel von Juni 2016)In Vorbereitung auf den Papstbesuch in Schweden bekräftigen auch die katholischen Bischöfe Skandinaviens ihren Willen zur Ökumene. Am Samstag veröffentlichten sie eigens ein gemeinsames Hirtenwort. Zusammen mit den lutherischen Brüdern und Schwestern wollen sie den eingeschlagenen "Weg der Versöhnung" gehen, heißt es darin.
Die Bischöfe betonen zudem Punkte der Annäherung. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) hätten sich die Katholiken für vieles geöffnet, was für evangelische Christen wichtig sei, darunter die Bedeutung des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen. Umgekehrt öffneten sich viele evangelische Christen für katholische Auffassungen; so würden viele die Bedeutung Mariens als Gottesmutter und Vorbild im Glauben anerkennen.
Skandinavische Bischöfe sehen Differenzen in der Morallehre
Dennoch dürften bestehende Unterschiede nicht ausgeblendet werden, erklären die Bischöfe und verweisen als Beispiel auf das unterschiedliche Amtsverständnis. Und es scheine, dass sich in Fragen der Ethik und Moral in jüngerer Zeit größere Differenzen aufgetan hätten. Zwar sei die Sehnsucht nach einer gemeinsamen Abendmahlfeier groß; doch die Einheit um den Tisch des Herrn setze auch volle Einheit im Glauben voraus.
Die Bischöfe rufen die Katholiken dazu auf, beim Papstbesuch an dem ökumenischen Treffen in der Malmö Arena sowie an der Messe im Swedbank Stadion teilzunehmen. Damit könnten sie sowohl die Einheit mit dem Papst als auch Respekt vor der aus der Reformation gewachsenen Identität der evangelischen Mitchristen zeigen. (kim/KNA)