Immer diese elende Besserwisserei
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Impuls von Bruder Martin Koch
Besserwisserei ist eine Pest und der derbe Zungenschlag mag noch schärfere Formulierungen für diese Form des Sich-Mitteilens finden. Viele Menschen nehmen am Verhalten solcher Besserwisser Anstoß. Nicht, weil man ihnen ihr Wissen neiden würde, nein, sondern weil sie ihre Mitmenschen uneingeladen belehren und sich dabei aber den Meinungen, den Argumenten und dem Wissen anderer Menschen schlichtweg verschließen. Der Besserwisser ist daher mit dem Fanatiker sehr eng verwandt. Fanatikern soll man im religiösen Milieu wohl dann und wann einmal begegnen.
Und Jesus trifft heute im Evangelium auf ebensolche redegewandte Exemplare. Es sind Sadduzäer, gebildete Leute und Teil der damals meinungsbildenden Eliten des Landes. Für Jesus waren diese Sadduzäer nicht ganz ungefährlich. Das heutige Schriftwort gibt uns einen kleinen Eindruck von der intellektuellen Gewandtheit dieses frommen Zirkels.
Theologisch lehnen die Sadduzäer den Glauben an die "Auferstehung der Toten" ab. Und ihr Angriff auf Jesus ist raffiniert konstruiert. Die damalige Gesetzgebung schützte kinderlose Witwen vor einem drohenden sozialen Exitus, indem sie einen unverheirateten Bruder des verstorbenen Gatten verpflichtete, seine gesellschaftliche Verantwortung für verwitwete Frauen zu übernehmen.
Die Ehe hatte damals nichts mit erotischen Erwägungen zu tun, sondern war ein Institution der sozialen Absicherung. So weit, so unromantisch. Mit geheucheltem Interesse erstellen die Sadduzäer im Streitgespräch mit Jesus den abwegigen Fall, dass eine Frau mit sieben Brüder nacheinander verheiratet ist und fragen dann scheinheilig: "Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt."
Doch Jesus entlarvt ihre fadenscheinige Argumentation als bloße intellektuelle Besserwisserei. Ja, er wischt ihre Worte wie beiläufig weg: "Nur in dieser Welt heiraten die Menschen". Denn Jesus geht es nicht um sinnlose Jenseits-Phantasien. Er setzt dem "Mose hat uns vorgeschrieben" der Sadduzäer sein "Mose hat angedeutet" entgegen. Wenn ihr schon mit der Tora kommt, dann schaut auch genau darin nach.
Der Gott Israels "ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig". Hier entlarvt Jesus die Pseudo-Frömmigkeit der Sadduzäer. Sie denken viel zu klein von Gott. Ein Gott, dessen Macht mit dem Tod endet, das ist kein richtiger Gott. Die ganze Geschichte Israels zeigt doch, dass dieser Gott über die Macht des Todes triumphiert. Ein Gott, der Mensch geworden ist, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben.
Darum also: nicht immer besser wissen, sondern immer besser leben.
Evangelium nach Lukas (Lk 20,27-38)
In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen.
Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt.
Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten.
Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.