Eine Kirchenschließung muss noch kein Ende sein

Sporthalle, Friseur, Wohnung

Veröffentlicht am 29.10.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Deutschland

Bonn ‐ Kirchenschließungen sind schmerzhaft. Aber manchmal geht es nicht anders. Umso erfreulicher ist es, wenn die Kirchen weiterhin in einer anderen Form für die Menschen offen stehen. Wir stellen zehn Beispiele vor.

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Die Schließung von Kirchen kann viele Ursachen haben: Umstrukturierungen, zu wenige Gläubige oder zu hohe Restaurationskosten. In der katholischen Kirche muss das Gotteshaus profaniert werden, bevor es anderweitig genutzt werden kann. Das Allerheiligste und die Reliquien werden in eine andere Kirche übertragen und die Kirche ist entweiht. Das muss nicht immer das endgültige Ende der Kirche sein.

1. St. Maximin in Trier

Die Kirche der Abtei St. Maximin im Bistum Trier wurde bereits im Zuge der Säkularisation im Jahr 1802 entweiht. Das Kloster wurde umgestaltet und als Kaserne, Gefängnis und Schule genutzt. Die Kirche wurde allerdings zum Teil 1876 als Garnisonskirche wieder eingerichtet. Von 1979 bis 1995 wurde die Abteikirche, die zwischenzeitlich in den Besitz des Bistums Trier übergegangen war, als Turn- und Festhalle umgebaut. Die erst in diesem Jahr abgeschlossene Trierer Bistumssynode wurde hier abgehalten.

Die ehemalige Abteikirche St. Maximin im Bistum Trier kann auch zur Basketballhalle umgebaut werden.
Die ehemalige Abtteikirche St. Maximin im Bistum Trier kann auch zur Basketballhalle umgebaut werden.
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2. St. Josef in Waldfischbach-Burgalben

Die ehemaligen Kirche St. Joseph im Bistum Speyer wurde bereits im Jahr 1930 profanisiert. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie als Lazarett genutzt, danach als Sparkassenfiliale. Seit 2003 trägt sie den Titel "Dom". Doch dieser wurde nicht durch das Bistum verliehen, sondern von seinem neuen Besitzer, Friseurmeister Kurt Kettenring. Der Friseursalon "Hairdom" besinnt sich in vielen Elementen auf den einstigen Zweck des Kirchengebäudes zurück. Die früheren Kirchenfenster wurden als Spiegel umfunktioniert. Um die Atmosphäre des Raumes zu erhalten, kaufte sich Kettenring Inventar wie Beichtstühle und Gemälde aus alten Kirchen.

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3. Martini Kirche in Bielefeld

Die Martini-Kirche in Bielefeld wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als evangelische Kirche errichtet und 1975 an die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde verpachtet. Knapp 30 Jahre später war es mit dem Gotteshaus vorbei. Anders als bei katholischen Kirchen gelten evangelische Kirchen nicht als "heilige Räume". Eine Entweihung vor der knapp zweijährigen Umbauzeit war nicht notwendig. Der neugotische Raum wurde umfassend saniert und in das Restaurant "GLÜCKUNDSELIGKEIT" umgewandelt.

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4. Dreifaltigkeitskirche in Münster

Erst im Jahr 1939 wurde die Dreifaltigkeitskirche im Bistum Münster geweiht. Ursprünglich sollte sie als Garnisonskirche dienen, doch sie wurde ausschließlich von der Bevölkerung genutzt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie wieder aufgebaut. Ab 1963 hielt auch die polnische Gemeinde dort ihre Gottesdienste ab. 2007 wurde die Kirche für einsturzgefährdet erklärt und 2010 profaniert. Nach dem Verkauf an ein Wohnungsunternehmen entstanden dort Sozialwohnungen für Senioren, pflegebedürftige Wohnungslose und Büros.

Bild: ©KNA

Ferdinand Wöstmann (63) ist einer der ersten Bewohner im Seniorenheim für Wohnungslose in der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche in Münster.

5. St. Marien in Kamp-Lintfort

Die Marienkirche in Kamp-Lintfort im Bistum Münster wurde im Oktober 2012 profaniert. Viele sakrale Gegenstände des katholischen Gotteshauses wurden beim Bistum eingelagert. Das Gebäude sollte dennoch nicht leerstehend bleiben. Die Pfarrgemeinde, zu der St. Marien gehörte, bekam eine neue KiTa. Sie beauftragte ein Architekturbüro aus Münster mit der Umgestaltung des Innenraums. Ins Kirchenschiff zog man eine Zwischendecke ein, die Glasstruktur blieb weitestgehend erhalten. Im Eingangsbereich entstand ein Elterncafé mit hohen Decken, die die Gesamthöhe des ehemaligen Gotteshauses erahnen lassen. Drei Gruppen haben nun auf über 800 Quadratmetern Platz.

Bild: ©Pfarrei St. Josef Kamp-Lintfort

Die Kirche St. Marien in Kamp-Lintfort wurde nach der Profanierung zu einer KiTa umgebaut.

6. St. Barbara in Kamp-Lintfort

Im selben Ort wurde nur drei Jahre später mit St. Barbara eine zweite katholische Kirche profaniert. In derselben Kirchengemeinde, St. Josef, war die spätere Nutzung schnell klar: Es soll ein Kolumbarium, eine "Grabeskirche" werden. Gemeinsam mit der Gemeinde erarbeitete der Architekt Entwürfe für den Umbau. Der wurde erst vor kurzem fertig gestellt und am 19. November feierlich eingeweiht. Christen aus der Stadt und Region können dort beigesetzt werden. Bis zu 750 Urnen können dort ihre letzte Ruhestätte finden. Das Kreuz, eine Marienfigur und die Patronatsfigur werden im neugestalteten Raum einen würdigen Platz bekommen.

Bild: ©Pfarrei St. Josef Kamp-Lintfort

Die Kirche St. Barabara in Kamp-Lintfort während des Umbaus zum Kolumbarium.

7. St. Paulus in Kamp-Lintford

Den „Startschuss“ zur Kirchenprofanierung in der Pfarrgemeinde St. Josef gab eine ganz andere Kirche. Ein gutes Ende gab es hier aber nicht. Im Jahr 2008 wurde das Gebäude bis auf den Kirchturm abgerissen. Ein harter Schlag für die Gemeindemitglieder, die bis zuletzt darauf hofften, die Kirche selbst erhalten zu können. Heute erinnert nur der Kirchturm an das frühere Gotteshaus. Im Pfarrgebäude ist eine Altenpflege eingezogen, auf dem Grundstück entstanden Wohnungen.

Bild: ©Pfarrei St. Josef Kamp-Lintfort

Der Kirchturm der ehemaligen St. Paulus-Kirche. Auf dem Grundstück entstand nach dem Abriss der Kirche ein Wohnhaus..

8. St. Marien in Bochum

Die katholische Kirche St. Marien in Bochum wurde im Zweiten Weltkrieg zerbombt und danach wieder aufgebaut. Knapp 50 Jahre später stand sie erneut vor dem Aus. Das sollte dieses Mal endgültig sein. 2002 wurde sie profaniert. Nach langen Diskussionen über den möglichen Abriss kaufte die Stadt Bochum 2008 das Gebäude. Dort entstand unter anderem mit der Stiftung der Bochumer Symphonie von 2013 bis 2016 ein Musikzentrum. Über 20.000 Spender und Stifter haben die Hälfte der Baukosten durch private Gelder erbracht. Ein Stuttgarter Architektenteam ist für das Konzept des Innenausbaus verantwortlich, der unter anderem einen Konzertsaal erhalten hat.

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9. Heilige Drei Könige in Köln-Rondorf

Das Gotteshaus im Kölner Stadtteil durfte sich nicht einmal 100 Jahre so nennen. Nachdem die kleine Kapelle 1899 Kirchenstatus erlangte, wurde die spätere Pfarrkirche 1987 entweiht und ging in den Privatbesitz von Architekt Rolf Link über. Er war ein Schüler des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm und als Architekt jahrzehntelang für das Erzbistum Köln tätig. Der mittlerweile 85-Jährige errichtete im Innenraum ein exklusives Wohn- und Bürohaus für seine Familie, das von außen nicht zu identifizieren ist. In der Nähe des alten Taufbeckens steht inzwischen ein Swmmingpool. 2015 wurde das Kirchenschiff aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten versteigert. Einziger Bieter war ein Familienmitglied der Links.

Bild: ©Architekturbüro Link

Die Kirche Heilige Drei Könige in Köln-Rondorf dient heute als Büro- und Wohnraum.

10. St. Adelheid in Geldern

Für die katholische St.-Adelheid-Kirche in Geldern gab es kein schönes Ende. Im Januar 2008 wurde der Abriss der erst 40 Jahre alten Kirche beschlossen. Auf das Grundstück ließ der Caritasverband mit Unterstützung des Kirchenvorstandes ein modernes Altenzentrum bauen. Der Verkauf des Grundstückes brachte der Pfarrgemeinde nicht nur Geld, sondern sparte vor allem die Kosten für die Instandhaltung. Bis zum endgültigen Abriss und der Grundsteinlegung für das Altenheim gab es heftigen Streit zwischen Pfarrgemeinde, Caritas und dem Bürgermeister der Stadt Geldern. Im Jahr 2012 wurde das Adelheid-Haus feierlich eröffnet.

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Von Julia Haase und Stefanie Heinrichs