Strafgefangene pilgern zum Papst
Mehr als 1.000 Strafgefangene und ehemalige Häftlinge werden am Wochenende zu einer internationalen Wallfahrt in Rom erwartet. Derzeit liegen Anmeldungen unter anderem aus den Niederlanden, Madagaskar, Mexiko und den USA vor, wie Kurienerzbischof Rino Fisichella am Donnerstag im Vatikan mitteilte.
Die meisten stammten aus Italien. Eine Gruppe von 35 Personen, die aktuell in Strafvollzugsanstalten einsitze, reise mit ihrem Gefängnisseelsorger aus Spanien an. Die Wallfahrt ist eine der letzten Initiativen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, das am 20. November endet.
Keine erhöhten Sicherheitsvorkehrungen vorgesehen
Sicherheitsvorkehrungen über die üblichen Einlasskontrollen hinaus seien während der Häftlings-Wallfahrt nicht vorgesehen, sagte Fisichella. Mit dem italienischen Justizministerium sei die Veranstaltung eng abgestimmt; für die Organisation der Pilgerfahrten aus den übrigen Ländern seien die jeweiligen nationalen Bischofskonferenzen und Justizministerien verantwortlich. Unter den Teilnehmern seien einige, die zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden seien.
Themenseite: Heiliges Jahr
Vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 findet das von Papst Franziskus ausgerufene "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" statt. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zum Heiligen Jahr.Fisichella, Präsident des päpstlichen Rats für die Neuevangelisierung und Cheforganisator des Heiligen Jahres, verwies auf den Einsatz von Papst Franziskus für Strafgefangene. Das Kirchenoberhaupt hatte Haftanstalten besucht und wiederholt Kritik an der Todesstrafe wie auch an lebenslanger Inhaftierung geäußert.
Straftäter, die das begangene Unrecht einsähen, verdienten nach den Worten des Papstes eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft, so Fisichella. Gott wolle denen nahe sein, die seine Vergebung besonders nötig hätten. Auch zähle zu den christlichen "Werken der Barmherzigkeit", Gefangene zu besuchen.
Die Häftlingsgruppen beginnen ihren Wallfahrtsaufenthalt in Rom laut Programm am Samstag mit Besuchen in unterschiedlichen Kirchen, in denen auch eine Beichtmöglichkeit besteht. Anschließend pilgern sie nach Sankt Peter, um die sogenannte Heilige Pforte zu durchschreiten.
Hostien aus einer Bäckerei der Haftanstalt Opera
Am Sonntagmorgen feiert Papst Franziskus im Petersdom eine Messe mit den ehemaligen Straftätern und ihren Angehörigen. Zuvor wollen mehrere Personen von Glaubenserfahrungen berichten: ein Häftling, der sich mit seinem Opfer ausgesöhnt hat, der Bruder eines Mordopfers, ein minderjähriger Strafgefangener und ein Beamter aus dem Strafvollzug. Als Messdiener wirken laut Fisichella ebenfalls Gefangene mit.
Die Hostien für die Eucharistie stammen nach seinen Angaben aus einer Bäckerei der Haftanstalt Opera bei Mailand. Bei dem Gottesdienst werde ein soeben restauriertes Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert erstmals wieder gezeigt; dieses Holzkreuz sei bis auf das erste Heilige Jahr 1300 bei allen Heiligen Jahren zugegen gewesen, sagte Fisichella. (KNA)