"Kirche in Not" beklagt "Hyper-Extremismus"
Das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" warnt vor den globalen Auswirkungen eines neuen Phänomens religiös-motivierter Gewalt. Religiöser Fundamentalismus töte, zerstöre und mache Menschen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß heimatlos, erklärte das Hilfswerk in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur Situation der Religionsfreiheit in aller Welt.
Als konkrete Gefahr benennt der Bericht einen "islamistischen Hyper-Extremismus". Zu den Merkmalen dieser neuen Dimension von Extremismus gehörten die systematische Verfolgung Andersdenkender, beispiellose Grausamkeit und der Einsatz sozialer Medien, die häufig zur Gewaltverherrlichung genutzt würden. Diese Faktoren bedrohten den Weltfrieden, so "Kirche in Not". In den vergangenen zwei Jahren habe es in jedem fünften Land der Welt Anschläge gegeben, die mit "Hyper-Extremismus" in Verbindung gebracht werden könnten.
"Hyper-Extremismus eliminiert alle Formen religiöser Vielfalt"
Der Bericht, der die Religionsfreiheit in 196 Ländern der Welt in den Blick nimmt, kommt insbesondere mit Blick auf den Nahen Osten zu einem ernüchternden Ergebnis: In Teilen der Region - einschließlich Irak und Syrien - eliminiere der "Hyper-Extremismus" alle Formen religiöser Vielfalt. "Es besteht die Gefahr, dass dies auch in Teilen Afrikas und Asiens geschieht", so "Kirche in Not". Die Autoren des Berichts fordern deshalb, die Verfolgungen religiöser Minderheiten durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) als Völkermord einzustufen.
Linktipp
Der "Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2016" ist im Internet abrufbar und kann kostenlos heruntergeladen werden.Das Vorwort des Berichts stammt von der früheren IS-Geisel Pater Jacques Mourad aus Syrien. Fünf Monate war der Geistliche Gefangener der Terrormiliz, bis er im Oktober vergangenen Jahres fliehen konnte. Pater Mourad schreibt: "Unsere Welt steht am Abgrund einer völligen Katastrophe, da der Extremismus alle Spuren der Vielfalt in der Gesellschaft auszulöschen droht."
Gute Nachrichten aus Bhutan, Ägypten und Katar
Der alle zwei Jahre veröffentlichte Bericht stützt sich nach Angaben von "Kirche in Not" auf Untersuchungen von Journalisten, Wissenschaftlern und Seelsorgern. Mit Blick auf die weltweiten Flüchtlingszahlen benennt der Bericht den extremistischen Islamismus als treibende Kraft bei Vertreibungen. Die Religionsfreiheit sei aber nicht nur durch den militanten Islamismus bedroht, sondern auch durch staatliche Gewalt. So werde aus China und Turkmenistan über ein "erneutes hartes Durchgreifen" gegen religiöse Gruppen berichtet sowie über eine fortwährende Missachtung der Menschenrechte für Gläubige in Nordkorea und Eritrea.
Der Bericht zur Religionsfreiheit umfasst aber auch erfreuliche Nachrichten. So haben laut "Kirche in Not" religiöse Minderheiten in Bhutan, Ägypten und Katar in den vergangenen beiden Jahren bessere Möglichkeiten bekommen, ihren Glauben zu praktizieren. (stz)