Darum gibt es die neue Bibel noch nicht im Netz
Auf ihrer Herbstvollversammlung in Fulda haben die deutschen Bischöfe die neue Einheitsübersetzung der Bibel vorgestellt. Am 6. Dezember kommt sie nun endlich in den Handel. Allerdings erscheinen erst einmal nur drei von geplanten 20 Ausgaben. Warum? Darüber hat katholisch.de mit dem Geschäftsführer des Bibelwerk-Verlags, Joachim Traub, gesprochen.
Frage: Herr Traub, am 6. Dezember soll die erste Auflage der revidierten Einheitsübersetzung im Einzelhandel erhältlich sein. Bleibt es dabei oder gibt es Komplikationen?
Traub: Nein, es gibt keine Komplikationen. Alles läuft planmäßig. Die ersten Bibeln werden ab dem 6. Dezember ausgeliefert.
Frage: Welche Versionen wird es dann geben?
Traub: Wir kommen erst einmal mit drei Ausgaben in einfarbigem Druck auf den Markt. Der Preis liegt bei 9,90 Euro für die Standard-Version mit blauem Cover und 12 Euro für die Jahresedition 2017 mit einem Einbandmotiv der Künstlerin Christel Holl. Die Jahresedition drucken wir jeweils nur in einmaliger Auflage und bieten sie - solange der Vorrat reicht - im Handel an. Zusätzlich erscheint eine einfarbige Kompaktausgabe für die Schule, deren Preis bei nur 9,45 Euro liegt. Als nächstes kommt dann für Januar die zweifarbige Variante. Gedruckt wird in Rot und Schwarz, wie man es zum Beispiel auch vom Gotteslob kennt. Hier wird der Preis bei 19,95 Euro liegen.
Frage: Schaut man auf die Vorbestellungen, ist die revidierte Fassung laut Amazon schon jetzt ein "Bestseller". Kommen Sie mit den Bestellungen überhaupt hinterher?
Traub: Zeitweiliger Amazon-"Bestseller" wird man je nach Kategorie ja schon mit wenigen Tausend Exemplaren. Das ist also nicht sehr aussagekräftig. Bei einer Gesamtauflage von über 100.000 Exemplaren befürchten wir derzeit jedenfalls noch keine Engpässe. Alle, die jetzt eine neue Einheitsübersetzung bestellen, werden sie zu Weihnachten unter dem Tannenbaum liegen haben und können direkt das Weihnachtsevangelium daraus lesen. Schade, dass die festlicher gestaltete zweifarbige Ausgabe erst Ende Januar kommt. Die Produktionskapazitäten bei Papier, Druck und Bindung gaben in so kurzer Zeit einfach nicht mehr her.
Frage: Wieso hat es nicht geklappt, alle Versionen zeitglich zu veröffentlichen?
Traub: Das war nicht geplant. Denn das hätte bedeutet, mit der Veröffentlichung noch neun bis zwölf Monate zu warten, bis alle Versionen und Formate vorliegen. Der ausdrückliche Wunsch der Herausgeber - das sind alle Bischöfe im deutschen Sprachgebiet - war es jedoch, den revidierten Text nach Abschluss der kirchlichen Genehmigungsverfahren schnellstmöglich der Öffentlichkeit vorzulegen. Aus diesem Grund gehen wir stufenweise vor. Die limitierte Vorablieferung von einigen hundert Musterexemplaren war ausschließlich für die Herausgeber bestimmt - zum internen kirchlichen Gebrauch sowie zur Information der Medien. Die zweite Stufe, die am 6. Dezember startet, ist die flächendeckende Auslieferung der verschiedenen Druckausgaben im Buchhandel. Auch hier verfahren wir so, dass wir mit der Auslieferung einzelner Ausgaben nicht warten, bis alle Druckausgaben da sind, sondern bringen von Dezember bis März sukzessive weitere Varianten auf den Markt. Und zwar so rasch das eben technisch wie logistisch möglich ist. Insgesamt werden im Lauf des ersten Quartals 2017 über 20 in Format und Ausstattung unterschiedliche Ausgaben erhältlich sein.
Frage: Und was ist mit einer digitalen Version? Es wurde ja bereits Kritik daran laut, dass vorerst keine erscheinen wird...
Traub: Je nach Erwartungshaltung kann ich die Kritik durchaus nachvollziehen. Unsinn ist dagegen, dahinter ein irgendwie trickreiches "Geschäftsmodell" zu vermuten. Ursache ist einzig und allein die Grundentscheidung für eine stufenweise Umsetzung. Gerade die digitalen Ausgabenformate, die sich - einmal fertiggestellt - am schnellsten verbreiten lassen, benötigen deutlich mehr Vorlauf- und Entwicklungszeit. Die Bibel ist ja nicht einfach nur ein Buch, sondern eine ganze Bibliothek mit teilweise recht komplexen Binnenstrukturen, die durch beigegebene Einführungstexte, Fußnoten, Verweisstellen und Register erschlossen werden. Für digitale Ausgaben braucht es dafür eine Datenbankstruktur mit einer Vielzahl automatischer Verknüpfungen. Die Konvertierung des revidierten Bibeltextes in eine solche Datenbankstruktur läuft im Augenblick noch. Ab dem zweiten Quartal 2017 wird die neue Einheitsübersetzung zunächst als E-Book erhältlich sein. Der nächste Schritt ist dann die im Internet frei zugängliche Version. Die Fassung der Einheitsübersetzung, die wir dort momentan präsentieren, ist ja auch mit dem Vorliegen des überarbeiteten Textes nicht plötzlich "ungültig" oder gar "falsch". Im Gegenteil. Sie wird noch mindestens ein Kirchenjahr lang, vermutlich eher zwei Kirchenjahre lang im Gottesdienst maßgeblich sein. Ein fast zwei Jahrtausende alter Text, das meistverbreitete Buch aller Zeiten bleibt aktuell. Da braucht es keine "Schnellschüsse".
Linktipp: Jahwe heißt jetzt HERR
Nach jahrelanger Arbeit wurde am Dienstag die neue Einheitsübersetzung der Bibel vorgestellt. Der Text sei laut Bischofskonferenz nun verständlicher und moderner - und trägt eine andere Gottesbezeichnung.Frage: Und wie steht es um eine App?
Traub: Da sind wir noch in der Planungsphase. Denn eine App ist einerseits in der technischen Programmierung deutlich anspruchsvoller als etwa das E-Book. Andererseits bedarf auch noch der generellen Klärung, wie wir die Entwicklungskosten der App letztendlich finanzieren und welche Features hinein sollen. Die evangelische Kirche sponsert ihre App beispielsweise für ein Jahr, so dass man sie vorübergehend gratis nutzen kann. Allerdings wird darin momentan noch nicht so viel mehr als der reine Text angeboten. Wir haben schon einige Ideen, zum Beispiel eine Verknüpfung mit der Tagesliturgie. Wir sind allerdings auch noch für weitere Vorschläge offen.
Frage: Ob mit Feature oder ohne - muss das Wort Gottes nicht allen Menschen frei zugänglich und die App damit auch gratis sein?
Traub: (lacht) Das Wort Gottes ist doch allen, die danach suchen, frei zugänglich und selbstverständlich kostenlos. Wer daran Zweifel hat, der sei herzlich zum regelmäßigen Gottesdienstbesuch eingeladen. Oder er kann - rund um die Uhr - eine der zahlreichen kirchlichen Internetseiten besuchen, auf denen das Wort Gottes verkündigt und erschlossen wird. Wenn man die Bibel allerdings als App oder Druckversion anbietet, so handelt es sich hier zugleich um ein Produkt, das mit seinen materiellen, ästhetischen und funktionalen Merkmalen auf den Nutzer zugeschnitten ist. Das beansprucht Ressourcen und verursacht Kosten. Die Frage lautet: Wer übernimmt diese Kosten? Der naheliegendste Ansatz ist, dass die jeweiligen Nutzer über ihre Kaufentscheidungen steuern, welche Produkte es überhaupt gibt. Natürlich hat die Kirche andererseits auch den Auftrag, das Wort Gottes zu verbreiten. Inwieweit der richtige Weg hierzu aber darin besteht, zum Beispiel Bibeln herstellen und gratis verteilen zu lassen, ist sowohl eine pastorale Entscheidung als auch eine Entscheidung der kirchlichen Mittelverwendung. Für die App wäre konkret etwa denkbar, dass man den Bibeltext selbst gratis zur Verfügung stellt und für die Features einen kleinen Beitrag seitens der Nutzer verlangt. Aber da ist noch keine Entscheidung gefallen.