Wie sah Jesus wirklich aus?
Jesus von Nazareth hat nach Ansicht des Bibelwissenschaftlers J. Andrew Doole keine äußere Ähnlichkeit mit den gängigen Abbildungen gehabt. Das übliche Jesusbild mit Bart und langem Haar treffe vermutlich nicht auf den historischen Jesus zu, sondern gehe auf Einflüsse aus der byzantinischen Kunst zurück, schreibt Doole in einem auf der theologischen Feuilleton-Seite feinschwarz.net veröffentlichten Aufsatz.
Dass er lange Haare und einen Bart gehabt habe, sei zwar nicht auszuschließen, aber, so der in Innsbruck lehrende Bibelwissenschaftler: "In der Antike waren langes Haar und Bart eher ungewöhnlich." Auf Malereien in römischen Katakomben werde Jesus denn auch mit kurzen Haaren und bartlos dargestellt. Als weiteres Argument zitiert er einen Ausspruch von Paulus in einem Korintherbrief: "Lehrt euch nicht selbst die Natur, dass wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Schande für ihn ist?" (1 Kor 11,14). Diese Aussage wäre so kaum gefallen, wenn die damaligen Menschen das heutige Jesusbild geteilt hätten, schreibt Doole.
Doole: Auf der Straße wäre er ihnen nicht aufgefallen
Jesus habe offenbar kein sehr auffälliges Äußeres gehabt, so der aus Nordirland stammende, unter anderem in Oxford ausgebildete Neutestamentler. Nichts deute darauf hin, "dass Leute, denen Jesus zufällig begegnet ist, ihn für bemerkenswert hielten". Auch von einem abgemagerten Jesus, wie er in vielen Kreuzigungsdarstellungen erscheint, könne kaum die Rede sein. Vielmehr dürfte Jesus bis kurz vor seinem Tod gut versorgt gewesen sein und habe nur zu Anfang seines Auftretens Wert auf Fasten gelegt. Dooles Fazit: "Jesus hätten Sie wohl auf der Straße verpasst." Wie der himmlische Jesus allerdings aussehe, "dürfen wir noch nicht wissen". (KNA)