Dresdner Bischof setzt auf Gewissen der Gläubigen
In der Debatte um Christen in der AfD hat sich der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers gegen pauschale Richtlinien gewandt. "Eine deutliche Ansage, ob Katholiken der AfD angehören dürfen, würde mir schwerfallen", sagte er am Montag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das müsste man im Einzelfall sehen", so der katholische Oberhirte.
In der vergangenen Woche vertrat der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge die Auffassung, Christen hätten in der AfD "nichts verloren". Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann hatte sich zuvor gegen eine pauschale Ausgrenzung kirchlich engagierter AFD-Mitglieder gewandt.
Wie Junkermann betonte Timmerevers, jeder in der AfD oder bei Pegida engagierte Christ stehe vor der Frage, ob er das mit seinem Gewissen vereinbaren könne. Wer das christliche Menschenbild von der Würde aller Menschen grundsätzlich in Frage stelle, "spricht für sich selbst ein Urteil". Wer wie AfD und Pegida das christliche Abendland verteidigen wolle, "darf niemand wegen seiner Hautfarbe oder seiner Religion ausgrenzen". Es seien aber "die Zeiten vorbei, dass die Kirchen eindeutige Wahlempfehlungen geben", so der Bischof. Er vertraue auf die Fähigkeit der Bürger, "aus ihrem Gewissen heraus die richtige Wahl zu treffen".
Timmerevers sagte, er habe die Proteste bei den Feiern zum Tag der deutschen Einheit in Dresden "sehr massiv miterlebt". Als die Spitzen des Staates beim Verlassen der Frauenkirche niedergeschrien worden seien, habe das eine Grenze überschritten. "Es ist keine Kultur des miteinander Umgehens, Hass zu säen und zu verleumden", kritisierte der Bischof.
Jeder solle durch sein eigenes Verhalten "dazu anleiten, so zu streiten, dass der andere nicht beleidigt und diffamiert wird". Die vielen Menschen, die hinter der freiheitlich-demokratischen Ordnung ständen, "müssten sich zudem stärker bemerkbar machen". Überdies mahnte Timmerevers "zu schauen, was die wirklichen Probleme dieser Menschen sind, die so schreien, und nach Lösungen suchen". (KNA)