Schock nach "fürchterlicher Gewalttat"
Nach dem mutmaßlich terroristischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin haben auch Kirchenvertreter ihre Bestürzung geäußert. "Die Nachrichten aus Berlin haben mich tief erschüttert", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Dienstagmorgen in Bonn. Die Gewalt auf dem Weihnachtsmarkt sei das Gegenteil dessen, was die Besucher wollten. "Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Verletzten. Für alle werde ich beten. In dieser schweren Stunde für die Stadt Berlin und unser Land gilt es, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und zusammenhalten", so Marx.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hatte bereits am Montagabend erklärt, er sei schockiert von den Bildern, die vom Breitscheidplatz zu sehen seien. Im Gebet sei er bei den Opfern und ihren Angehörigen. Der evangelische Landesbischof Markus Dröge verbreitete über den Kurznachrichtendienst Twitter: "Ich bete für die Toten und Verletzten dieses Abends und danke allen Rettungskräften für ihr kompetentes Handeln". Auch Koch dankte allen Sicherheitskräften, Sanitätern und Notfallseelsorgern für ihren Einsatz.
Bedford-Strohm: Wir sind alle entsetzt
Nach dem Vorfall am Weihnachtsmarkt mit bislang zwölf bestätigten Toten und Dutzenden Verletzten sprach auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, von einer "fürchterlichen Gewalttat". "Wir alle sind entsetzt über diese brutale und sinnlose Gewalt. So viele unschuldige Menschen sind ihr zum Opfer gefallen", erklärte Bedford-Strohm am Dienstag. Mit zahlreichen Menschen in Deutschland und weltweit sei er im Gebet vereint. Es handele sich um eine "feige Gewalttat".
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick twitterte: "Aleppo, Mossul, Türkei, jetzt Berlin! Toten ewiges Leben, Verletzten Genesung, Trauernden Trost. Wir brauchen mehr Weihnachten = Menschlichkeit!" Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer rief "angesichts des tragischen Anschlags in Berlin" alle Pfarreien seines Bistums dazu auf, am Dienstagabend für die Opfer von Berlin und um den Frieden zu beten. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße sagte in einer Reaktion: "Ich halte inne und denke an die getöteten Menschen in Berlin, an die Verletzten, an ihre Angehörigen und Freunde. Ich bete für sie und für alle Opfer von Terror und Gewalt. Und mit mir tun das viele Menschen im Erzbistum Hamburg in den Gottesdiensten dieser Tage."
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann rief zu Besonnenheit auf. "Die brutale Gewalt gegen völlig wehrlose Menschen in der vorweihnachtlichen Zeit hat mich erschüttert", sagte Ackermann am Dienstag in Trier. Es sei verständlich, dass Menschen wütend seien und Angst hätten. "Aber wir dürfen uns jetzt nicht in die Dynamik der Täter hereinziehen lassen, denn das ist es, was sie wollen: Uns gegeneinander aufbringen und Hass schüren. Jetzt alle Flüchtlinge unter einen Generalverdacht zu stellen, das wäre ungerecht und nicht verantwortungsvoll", so der Bischof. Nun gelte es, "in der Solidarität des Gebetes" mit den Verletzten und Angehörigen verbunden zu sein.
Neymeyr: Die Geschehnisse bedrücken mich sehr
Geschockt von dem Anschlag zeigte sich auch der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr. "Die Geschehnisse bedrücken mich sehr. Ich trauere um die Opfer und spreche ihren Angehörigen mein Beileid aus", sagte Neymeyr am Mittag in Erfurt. Der Frieden des Advents sei auf grausame Weise gebrochen worden, die Freude auf das Weihnachtsfest gestört. "Versuchen wir trotzdem, einen halbwegs klaren Kopf zu behalten, um das Leid durch Spekulationen und Gerüchte nicht noch schlimmer zu machen", betonte der Bischof.
Mit "großer Bestürzung" reagierte der Zentralrat der Juden in Deutschland auf den mutmaßlichen Anschlag in Berlin. "Ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit, in der sich unsere Gesellschaft auf Werte wie Nächstenliebe, Güte und Frieden besinnt, wurde unser Land durch diesen abscheulichen Angriff erneut ins Mark getroffen", erklärte Zentralrats-Präsident Josef Schuster am Dienstag. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden. Den Verletzten wünschen wir rasche Genesung."
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, betonte: "Wenn sich der Verdacht auf einen Terroranschlag inmitten der deutschen Hauptstadt erhärtet, wurden unsere schlimmsten Befürchtungen Realität." Die Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat sprach von Grauen und Schmerz. Es sei eine "menschliche Tragödie". Und weiter: "Möge Gott den unschuldig Leidenden beistehen und ihr Leid mindern."
Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) drückte seine tiefe Bestürzung über die Attacke aus. "Der ZMD wird sich mit all seinen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, dass die böse Saat, Panik, Hass und Zwietracht zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und Religionen zu stiften, niemals aufgeht", sagte der Verbandsvorsitzende Aiman Mazyek in Berlin. Die Tat erinnere an die Attentate von Brüssel, Paris und Istanbul, "was uns Muslime zutiefst betroffen macht", fügte er hinzu. Den Täter müsse "die volle Härte unserer Gesetze treffen".
Gebete und Gedenkgottesdienste
Die großen Kirchen kündigten für Dienstag Gedenkveranstaltungen und Gottesdienste an. Erzbischof Koch lädt für 12 Uhr in die St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte ein, um dort im Gebet und im Schweigen der Trauer Ausdruck zu geben, wie das Erzbistum mitteilte. Im Interview mit dem Kölner Bistumssender domradio.de sprach Koch von einem stillen Gedenkgottesdienst. Es sei nicht die Zeit großer Worte und schöner Parolen. "So wie Gott bei uns geblieben ist, müssen wir einfach auch bei den Menschen und in der Situation bleiben", betonte der Erzbischof.
Die EKD kündigte für 18 Uhr einen Gedenkgottesdienst in der Gedächtniskirche an - unmittelbar am Ort der tödlichen Fahrt des Lastwagens. Der Berliner Senat legt um 11.30 Uhr in der Kirche ein Kondolenzbuch aus. Wie der Evangelische Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf mitteilte, stehen in der Kirche seit 9 Uhr Pfarrer zum Gespräch bereit. Mit einem Mittagsgebet ab 13 Uhr will die Gemeinde der Opfer des Anschlags gedenken. Für die Bundesbehörden ordnete Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) am Dienstag Trauerbeflaggung an. (stz/dpa/KNA)