Nichts ist mehr heiter
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Geschah früher ein unerwartetes Unglück, pflegte man zu sagen "Die Katastrophe kam aus heiterem Himmel!" Inzwischen scheint unser Himmel längst alle Heiterkeit verloren zu haben.
Der Kollege Püttmann hat in seinem Standpunkt gestern bekannt, manchmal würde er sich am liebsten "einfach nur verkriechen, aus der Öffentlichkeit ins Private zurückziehen und hoffen, dass die sich aufweichenden kulturellen Dämme gegen die Selbstzerstörung noch eine Weile halten." Nicht erst seit dem schrecklichen Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt kann ich Sie gut verstehen, Herr Püttmann! Die Flut der negativen Nachrichten scheint gegen Ende dieses Jahres ja förmlich zu einem Tsunami angeschwollen zu sein. Zu einem Tsunami, bei dem keine Tötungshemmung mehr gilt und den die traditionellen Wehre der Zivilisation nicht mehr aufhalten können.
Keine Hoffnung mehr zu haben ist allerdings auch keine Lösung, im Gegenteil. Depressive Perspektivlosigkeit fordert geradezu eine Trennung der Zukunft in Alles oder Nichts, Schwarz oder Weiß heraus. Sie verführt zu dem Versuch, alles auf eine Karte zu setzen, im schlimmsten Fall ein selbstmörderisches Finale zu planen. Sei es mit einem blutigen Attentat oder mit einem noch viel blutigeren Druck auf einen kleinen roten Knopf.
Ich will hier gar nicht bestreiten, dass im Namen jeder Religion, die ich kenne, im Laufe ihrer Geschichte unerträgliche Grausamkeiten begangen wurden. Und dennoch: Religion kann allerdings auch anders! Sie kann ein Gegengewicht zu Negativismus und Nihilismus formen. Sie kann Ausblicke darauf eröffnen, was uns Menschen möglich ist, was verändert werden kann und was verändert werden muss. Und zwar ohne Rache und ohne Hass.
Um der Menschheit eine Zukunft zu sichern, die nicht nur im Himmel, sondern auf unabsehbare Zeit noch hier auf Erden liegt, haben wir Christen gemeinsam mit allen 'Menschen guten Willens' einige längst überfällige Aufgaben abzuarbeiten. Ich sehe mich dabei durchaus selbst in der Pflicht, doch leider muss ich auch zugeben, dass ich mich in meiner Bequemlichkeit nur zu oft darauf verlasse, unser derzeitiger Papa buono würde die Sache schon bestens machen. Mag er doch an die Grenzen gehen, ich halte zuhause solange die Stellung!
Um eine Selbstzerstörung unserer Welt abzuwenden, funktioniert diese Arbeitsteilung aber nicht mehr. "Mach's wie Gott, werde Mensch!" benannte Andreas Püttmann vor dem Anschlag gestern bereits ein Bollwerk gegen Gewalt und Hass, gegen Bosheit und Dummheit. "Aufgeben gilt nicht!", möchte ich gerade heute noch hinzufügen. Vielleicht wird unser Himmel dann ja irgendwann einmal wieder heiter.