Erzbischof Koch: Rücken wir zusammen
Mit einem Trauergebet in der St.-Hedwigs-Kathedrale haben am Dienstagmittag rund 400 Menschen der Opfer des Terroranschlags auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin gedacht. Berlins Erzbischof Heiner Koch rief die Menschen dabei dazu auf, in der Stunde schwerster Not zusammenzuhalten. "Rücken wir in dieser Nacht des Terroranschlags zusammen." Angesichts der Opfer nütze es nichts, die Lage schönzureden oder zu bagatellisieren, so der Erzbischof. Man dürfe sich nicht mit gegenseitigen Vorwürfen auseinanderdividieren lassen. Koch dankte den Sicherheitskräften und Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Rettung und Betreuung der Opfer.
Am Montagabend war ein Lastwagen auf dem Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in die Menge gerast. Nach offiziellen Angaben starben mindestens zwölf Menschen, etwa 50 wurden verletzt. Der Täter soll laut jüngsten Angaben noch auf freiem Fuß sein. Bei dem toten polnischen Staatsbürger auf dem Beifahrersitz des Lastwagens soll es sich um den eigentlichen Fahrer des Fahrzeugs handeln. Er wurde vor dem Anschlag offenbar erschossen. Die genauen Hintergründe der Tat sind noch unklar.
Telegramm von Papst Franziskus
In einem Telegramm an Erzbischof Koch äußerte sich am Mittag auch der Vatikan zu dem Attentat. Papst Franziskus sei tief betroffen "von der schrecklichen Gewalttat in Berlin", heißt es in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Schreiben. "Seine Heiligkeit nimmt Anteil an der Trauer der Hinterbliebenen und bekundet ihnen und allen Betroffenen sein Mitgefühl und seine Nähe in ihrem Schmerz. Im Gebet vertraut er die Verstorbenen der Barmherzigkeit Gottes an und bittet um Genesung der Verletzten", so Parolin weiter. Papst Franziskus verbinde sich mit allen Menschen guten Willens, die dafür arbeiteten, "dass der mörderische Wahnsinn des Terrorismus keinen Platz in unserer Welt hat". In diesem Sinne bitte das Kirchenoberhaupt den barmherzigen Gott und Vater um Trost, Schutz und heilenden Segen.
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Auch der Bischof von Nizza, André Marceau, äußerte sich in einem Telegramm zu dem Berliner Terroanschlag. Der Angriff mit dem Lastwagen erinnere ihn an die Nacht des 14. Juli in Nizza, so Marceau. Dort waren am französischen Nationalfeiertag 86 Menschen ums Leben gekommen, als ein Mann mit einem Lastwagen über die Uferpromenade der Mittelmeermetropole fuhr. Für den Anschlag hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung übernommen. In seinem Telegramm schreibt Marceau weiter: "Als Bischof von Nizza möchte ich Sie und die Menschen Ihrer Diözese in diesem schrecklichen Moment meiner Nähe, meiner Solidarität und meines, wie auch des Gebets meiner Diözesanen versichern."
Kardinal Müller: Anschlag auf unsere christliche Kultur
Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller zeigte sich in einer Reaktion entsetzt über den Terroranschlag. Der Präfekt der Glaubenskongregation brachte im Gespräch mit Radio Vatikan seine Anteilnahme für die Opfer und ihre Familien zum Ausdruck und lud dazu ein, Gott um Vergebung und Trost zu bitten. Zugleich äußerte Müller die Mutmaßung, der "symbolische Wert" der Terrorattacke wenige Tage vor Weihnachten an einem belebten Adventsmarkt sei "vielleicht sogar berechnet". Insofern sei es "auch ein Anschlag auf unsere christliche Kultur, auf unsere besondere Art und Weise, gerade die Familie, das Zusammengehörigkeitsgefühl am Weihnachtsfest in den Mittelpunkt zu stellen".
Am Abend findet in der Berliner Gedächtniskirche in unmittelbarer Nähe des Anschlagsortes ein zentraler Gedenkgottesdienst statt. In der Kirche liegt seit dem Vormittag zudem ein Kondolenzbuch aus. Außerdem stehen nach Angaben des Evangelischen Kirchenkreises Charlottenburg-Wilmersdorf seit 9 Uhr Pfarrer zum Gespräch bereit. (stz/dpa)