"Talente hat wirklich jeder"
Denn die Männer und Frauen, um die sie sich kümmert, arbeiten unentgeltlich. Teresa Winkel ist eine von sieben hauptamtlichen Ehrenamtlichen-Managerinnen im Erzbistum Köln. Sie sorgt nicht nur dafür, dass sich Menschen engagieren, sondern auch, dass sie sich dabei wohlfühlen.
Das Büro von Teresa Winkel liegt am Rande der Fußgängerzone von Bergisch Gladbach. Von hier aus kümmert sie sich seit zwei Jahren um die Belange der Ehrenamtlichen in St. Laurentius, einer Kirchengemeinde mit rund 10.000 Katholiken.
Im Büro fällt der Blick sofort auf eine große blaue Tafel mit vielen roten, orangefarbenen und gelben Zetteln. Jedes Stück Papier steht für ein Ehrenamt in der Gemeinde. Die Zettel sind dabei nicht zufällig auf der Tafel verteilt: Je weiter rechts eine Karte hänge, desto "kirchennäher" sei das darauf stehende Ehrenamt, je höher, desto zeitintensiver, erläutert Winkel.
Betreuung rundum
Die Möglichkeiten, sich in der Gemeinde zu engagieren, sind vielfältig – zum Beispiel als Lektor, Kommunionshelfer, in der Suppenküche, beim Seniorenbesuchsdienst, als Bote für den Pfarrbrief oder als Sänger im Chor. Wichtig sei, dass Amt und Umfeld zum Menschen passten, sagt Winkel. Darum nehme sie sich auch Zeit, um in einem Gespräch Interessen, Erwartungen, Motivation und die verfügbare Zeit der Menschen, die sich für ein Ehrenamt interessieren, zu erfahren. "Ich versuche, herauszufinden, welche Talente eine Person hat", sagt Winkel. "Und Talente hat wirklich jeder."
Mit den ersten Gesprächen endet die Aufgabe der Ehrenamtlichen-Managerin aber nicht. Ehrenamtliche werden nicht nur gewonnen, sondern in das Amt eingeführt, weiter begleitet und geschult sowie – wenn es einmal so weit kommt – auch verabschiedet. Ebenso steht Winkel bei Konflikten als Vermittlerin zur Verfügung. Das alles immer in Zusammenarbeit und enger Absprache mit der jeweiligen Fachstelle, in der die Ehrenamtler arbeiten.
Menschen würden sich für ein Ehrenamt interessieren, weil sie Gutes und Sinnvolles tun wollen, sagt Winkel. Ebenso hätten viele den Wunsch, Gemeinde und Gesellschaft mitzugestalten. Über mangelnden "Nachwuchs" kann sie sich nicht beklagen. Sie selbst hat natürlich auch eine Ehrenamtskarriere hinter sich. Mit 13 Jahren hat sie in einer katholisch-öffentlichen Bücherei geholfen, später bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg gearbeitet.
Durch die Medien, über das Internet oder auch über persönliche Empfehlungen fänden Leute zu ihr. "Ich bräuchte eigentlich noch viel mehr Möglichkeiten für Ehrenamtler", sagt Winkel. Und weiter: "Solange es Menschen gibt, gibt es auch das Bedürfnis, sich zu engagieren." Darum sei die Gemeinde auch ständig auf der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten. Aktuell denke man über einen Willkommensdienst für Menschen nach, die neu nach Bergisch-Gladbach gezogen sind, erläutert Winkel.
Neue Menschen entdecken das Ehrenamt
Obgleich die meisten Engagierten noch immer ältere Frauen aus einem bürgerlichen Milieu seien, kämen zunehmend anderen Menschen, auch kirchenferne, hinzu, erläutert Winkel. Vom Professor bis zum Hartz-IV-Empfänger sei alles vertreten. Einem Wandel unterliege auch die Einstellung der Gesellschaft zum Ehrenamt. "Früher wurden Menschen, die sich ehrenamtlich engagierten, nicht selten als Lückenbüßer angesehen. Heute werden sie viel bewusster wahrgenommen", sagt die Expertin. Es sei aber noch immer wichtig, ehrenamtlich engagierten Menschen zu vermitteln, dass sie eben weit mehr als Lückenbüßer sind. Für Teresa Winkel ist klar: "Gemeinde lebt vom Ehrenamt."