Erzbischof von Bangui fordert militärisches Eingreifen der Vereinten Nationen

"EU-Mission ist nur der Anfang"

Veröffentlicht am 30.01.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Zwei Soldaten und einige Kinder vor einem ärmlichen Haus.
Bild: © KNA
Zentralafrika

Bonn ‐ In dem seit Monaten schwelenden Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik fordert der Erzbischof von Bangui ein stärkeres militärisches Eingreifen der Vereinten Nationen. Das bisherige Engagement der Europäischen Union könne nur der Anfang sein, sagte Dieudonne Nzapalainga am Mittwoch im Gespräch mit dem katholisch.de-Partnerportal Weltkirche in Bonn. "Darum haben Imam Oumar Kobine Layama und ich eine Ausweitung der aktuellen UN-Mission der Vereinten Nationen erbeten", sagte Nzapalainga.

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Die Situation in der Zentralafrikanischen Republik sei zu komplex und man brauche mehr Militär und mehr Geld, um den Konflikt nachhaltig zu lösen. Auch nach einem Friedensschluss, sei das Land weiter auf Hilfe angewiesen: "Ohne Militär und Sicherheit können auch die humanitären Hilfswerke keine Hilfe mehr leisten, weil sie sich in dem Land nicht bewegen können." Er sei sich mit seinem muslimischen Bruder jedoch einig, dass Religion in dem Konflikt keine Rolle spielt - auf der Suche nach Frieden jedoch schon: "Die Lösung kann nur nach Gottes Wort erfolgen – egal ob es aus dem Koran kommt oder aus der Bibel". Unter dem Dach der Vereinten Nationen solle auch Deutschland seinen Beitrag leisten.

Verteidigungsministerin schließt Bundeswehr-Einsatz aus

Einem Kampfeinsatz der Bundeswehr Bundeswehr in der Zentralafrikanischen Republik hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Wochenende jedoch eine Absage erteilt. Das habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schon vor Wochen klar gestellt, betonte von der Leyen am Sonntagabend in einem Fernseh-Interview des ARD-Hauptstadtstudios. "Dabei bleibt es auch."

Bild: ©katholisch.de

Dieudonné Nzapalainga ist Erzbischof von Bangui in der Zentralafrikanischen Republik.

Vorstellbar sei stattdessen, dass sich die Bundesrepublik vor dem Hintergrund der von den EU-Außenministern beschlossenen Mission für Zentralfarika stärker im Training und bei der Ausbildung afrikanischer Staaten in Mali einbringe, um die französischen Truppen zu entlasten. In der Zentralafrikanischen Republik selbst könne Deutschland bei der Evakuierung verletzter Soldaten helfen.

Unterdessen bat die neue Übergangspräsidentin der Zentralafrikanischen Republik, Catherine Samba-Panza, um ziviles Engagement aus Deutschland. "Von Deutschland - einem wichtigen Player in der Europäischen Union - erwarte ich eine bedeutende Unterstützung: im humanitären Sektor, was die Sicherheit angeht und auch finanziell", sagte Samba-Panza am Sonntag der Deutschen Welle. Zugleich begrüßte die Politikerin das militärische Engagement der EU.

Erzbischof Zollitsch ruft Konfliktparteien zum Frieden auf

Bereits vergangene Woche hatte die Deutsche Bischofskonferenz die Konfliktparteien in der Zentralafrikanischen Republik zur Versöhnung aufgerufen. "Besonders erschüttert mich, dass der Konflikt Christen und Muslime gegeneinander aufbringt und das traditionell friedliche Zusammenleben der Religionen in diesem Land gefährdet", sagte der Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag in Bonn.

Der Staat im Herzen Afrikas, der über reiche Diamantenvorkommen verfügt, kommt seit dem Sturz von Präsident Francois Bozize im März nicht zur Ruhe. Überwiegend muslimische Unterstützer von Bozizes direktem Nachfolger Michel Djotodia liefern sich immer neue Gefechte mit christlichen Milizen. Anfang Januar trat Djotodia auf Druck der Wirtschaftsgemeinschaft der Zentralafrikanischen Staaten (CEEAC) von seinem Amt zurück. Wenig später wählte das Übergangsparlament Samba-Penza, bis dahin Bürgermeisterin von Bangui, zur Staatschefin. Die 59-Jährige soll die Geschicke des Landes bis zu den für Februar 2015 geplanten Neuwahlen leiten.

Die Europäische Union hatte vergangene Woche beschlossen, Frankreich und die Afrikanische Union bei deren Einsatz in der Zentralafrikanischen Republik zu unterstützen. Außenminister Frank Walter Steinmeier hatte es zum Ziel der Mission erklärt, die Hauptstadt und den dortigen Flughafen zu sichern, bis die Eingreiftruppe der Afrikanische Union (MISCA) die geplante Truppenstärke von 6.000 Mann von etwa 6.000 erreicht hat und sich selbst um eine friedliche Lösung des Konflikts kümmern kann. (mir/KNA)