Patriarch: Mehr für Christen in Irak und Syrien tun
Der Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche, Ignatius Efrem II. Karim, hat von Europa eine stärkere Unterstützung für die christliche Minderheit in Syrien und im Irak gefordert. "Als Christen finden wir, dass unsere Anliegen nicht hoch genug angesiedelt sind auf der Agenda der europäischen Länder", sagte er der "Heilbronner Stimme" (Dienstag) im Interview. Gerade die Christen bekämen die Folgen einer gescheiterten westlichen Nahost-Politik zu spüren. "Wir fühlen uns häufig so, als ob wir geopfert werden beim Versuch, einen Regimewechsel herbeizuführen und die Karte der Region neu zu zeichnen", kritisierte der Patriarch.
Wenn keine wirklichen Anstrengungen unternommen würden, um den anhaltenden Exodus der Christen in Syrien und im Irak zu verhindern, werde es dort eines Tages keine christliche Existenz mehr geben. "Diese Gefahr ist sehr real", so Efrem II. Der Patriarch reist Ende der Woche zur Sicherheitskonferenz nach München. Dort nimmt er am Samstag an einer Diskussion der Hanns-Seidel-Stiftung über die Zukunft der Christen im Nahen Osten teil.
Dialog von der Akademie in den Alltag bringen
Die Rückkehr in die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befreiten Gebiete im Irak sei noch immer sehr gefährlich, betonte Efrem II. Um wieder ein sicheres Leben von Christen zu ermöglichen, hält er internationalen Schutz für nötig. "Wir glauben, dass es Christen und anderen Minderheiten ermöglicht werden sollte, ihre eigene international geschützte Enklave zu bekommen. Das gilt vor allem für die Ninive-Ebene."
Um ein Zusammenleben zwischen den Religionen zu ermöglichen, forderte der Patriarch einen breiteren interreligiösen Dialog. Vor allem junge Menschen sollten diesen vorantreiben: "Es ist von existenzieller Bedeutung, den Dialog von der akademischen Ebene auf eine alltägliche Ebene zu bringen."
Beim Kampf gegen die Radikalisierung nahm der Patriarch muslimische Geistliche in die Pflicht. "Zunächst sollte es eine klare Verurteilung der Ideologien des IS seitens der islamischen Zentren wie der Al-Azhar-Universität und anderen Einrichtungen geben. Zweitens ist eine Revision der islamischen religiösen Lehrpläne nötig, um sicherzustellen, dass es keine Interpretation des islamischen Textes zur Unterstützung der IS-Ideologien gibt." (KNA)