"God first" und "Heilige Sorglosigkeit"
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Impuls von Bruder Martin Koch
Wenn Katholiken in Filmen oder Serien dargestellt werden, dann sind sie dort meistens entweder konservativ, bieder und/oder verklemmt. Ermüdend werden altbackene Klischees abgenudelt und der wissende Zuschauer erträgt das Gezeigte dann tapfer. Was wäre das doch für eine verkehrte Welt, wenn sich das öffentliche Erscheinungsbild der Christen aus der Bilderwelt des heutigen Evangeliums speisen würde?
"Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?" Wenn wir Jesus hier wörtlich nehmen würden, bräuchte es kein geregeltes Einkommen mehr, keine Altersvorsorge und vor allem keine stundenlange Shopping-Trips.
"Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen." Ach, was muss das für ein Leben sein. Die großen Heiligen haben es ab und an ausprobiert, genau diesem Ideal zu folgen und ganz auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen; im Totalexperiment auch der heilige Franz von Assisi. Er bettelte um seine tägliche Mahlzeit und seine feinen Kleider tauschte er bei Bettlern und Tagelöhnern zu einfacher Kleidung ein.
Aber das Ideal währte nicht lange, schon in der offiziellen Regel für seine ersten Brüder schreibt Franziskus, dass die Brüder von ihrer eigenen Hände Arbeit leben sollen und nur im Notfall betteln dürfen. Auch die Frage, was ein minderer Bruder für Kleidung zu tragen hatte, wurde ganz genau geregelt. Experiment also gescheitert?
Jesus benutzt im heutigen Ausschnitt aus seiner Bergpredigt wunderschöne sprachliche Bilder um eine wichtige Frage zu beantworten: Wie geht Leben? Und Jesus rät zu zwei Haltungen: "God first" und "Heilige Sorglosigkeit". "God first", also Gott an erster Stelle, meint, dass wir uns fragen müssen, wer der Herr in unserem Haus ist. Lassen wir uns beispielsweise vom Mammon regieren oder von völkischer Ideologie verblenden oder von unserem Social-Media Account versklaven? Bete ich in meinem Leben einen Götzen an oder vertraue ich dem barmherzigen Vater, dem Schöpfer dieser Welt?
Und die "Heilige Sorglosigkeit" befreit uns nicht von unserer Verantwortung für diese Welt und den Menschen, die auf ihr Leben, aber sie ermuntert uns, das Leben nicht zu verleben, sondern es zu erleben. Nicht wie Getriebene uns durchs Leben hetzten zu lassen, sondern -auch im Blick auf die eigene Sterblichkeit- das Geschenk unseres Lebens zu genießen. Vielleicht haben Sie Lust zum eigenen kleinen Lebensexperiment bekommen. Wagen Sie es ruhig!
Evangelium nach Matthäus (Mt 6, 24-34)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.
Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.