Täter im Bistum Augsburg von Polizei gefasst

Bischof verfügt nach Kirchenschändungen Bußritus

Veröffentlicht am 03.03.2017 um 15:59 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Augsburg

Bonn ‐ Innerhalb einer Woche wurden im Bistum Augsburg drei Kirchen mit Beschimpfungen beschmiert. Das veranlasst Bischof Zdarsa nun zu einer ungewöhnlichen Maßnahme nach dem Kirchenrecht.

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Nach mehreren Schmierereien in Kirchen im Bistum Augsburg hat ein 19-Jähriger die Taten gestanden. Wie das zuständige Polizeipräsidium am Freitag mitteilte, spürte die Polizei den jungen Mann am Donnerstagabend auf. In seinem Rucksack fanden die Polizisten eine Rechnung für Farbspraydosen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung tauchten die Spraydosen auf, mit denen in den vergangenen Tagen mehrere Kirchen  beschmiert wurden.

Altar, sakrale Gegenstände und Orgel betroffen

Am Montag war zunächst bekannt geworden, dass in der Stadtpfarrkirche Sankt Michael im schwäbischen Vöhringen Seitenwände, Altar und Empore mit goldener Sprühfarbe verunstaltet wurden. Das Bistum geht von mehreren tausend Euro Schaden aus. Am Donnerstagnachmittag geschah Ähnliches in zwei weiteren Kirchen.

In der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz" in Bellenberg, das ebenfalls zur Pfarreiengemeinschaft Vöhringen gehört, beschmierte der Täter die Wände, den Altar, das Orgelgehäuse und sakrale Gegenstände mit schwarzer und silbergrauer Farbe. Bei der Kirche im benachbarten Illerberg wurde "nur" die Außenfassade mit den gleichen Farben beschmiert. Nach Angaben der Polizei entstand in beiden Fällen ein "beträchtlicher Sachschaden".

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Das Bistum Augsburg zeigte sich erleichtert über die Festnahme. Generalvikar Harald Heinrich erklärte, er sei "froh, dass der Täter in relativ kurzer Zeit gefasst werden konnte". Gleichzeitig machten ihn besonders die Schmierereien in den Innenräumen zweier Kirchen "entsetzt" und "sprachlos". "Dieser schlimme Fall von Kirchenschändungen ist eine Provokation für alle Menschen im Freistaat Bayern". Er fordere dazu auf, "über Sinn und Bedeutung von Kirchen in unserem Land nachzudenken", so der Generalvikar.

Mit dem Fahndungserfolg hob das Bistum die kurzfristig verfügte Sperrung von Kirchen in einigen Teilen des Bistums wieder auf. Nach den erneuten Taten hatte die Diözese bestimmt, dass alle Kirchen in den Dekanaten Neu-Ulm, Memmingen und Günzburg außerhalb der Gottesdienste geschlossen bleiben sollten, wenn sich keine Aufsichtsperson finde.

Die Kirche "Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz" in Bellenberg bleibt nach einem Beschluss von Bischof Konrad Zdarsa jedoch weiter geschlossen. Auch Gottesdienste dürfen dort nicht mehr gefeiert werden, bis Zdarsa gemäß dem Kirchenrecht einen sogenannten Bußritus vorgenommen hat. In Canon 1211 des Codex Iuris Canonici heißt es, dass der Ortsbischof eine Kirche schließen kann, wenn das Gotteshaus durch "schwer verletzende, mit Ärgernis für die Gläubigen verbundene Handlungen" geschändet sei, die der "Heiligkeit des Ortes entgegen" stehen. Erst nach einem "Bußritus nach Maßgabe der liturgischen Bücher" dürfe dann wieder ein Gottesdienst gefeiert werden. Wie Bistumssprecher Karl-Georg Michel katholisch.de sagte, soll der Ritus "in den kommenden Wochen" durchgeführt werden. Der genaue Termin stehe aber noch nicht fest.

Ritus auch in Frankreich durchgeführt

Zuletzt wurde ein solcher Ritus beispielsweise in der Kirche im nordfranzösischen Saint-Etienne-du-Rouvray durchgeführt, in der der Priester Jacques Hamel im Juli 2016 während eines Gottesdienstes ermordet wurde. Auch, nachdem 2013 in Nantes der Chorraum und der Altar der Peter-und Paul-Kathedrale verwüstet worden war, zelebrierte der Bischof mit zahlreichen Gottesdienstteilnehmern einen Bußritus und besprengte den Altar mit Weihwasser. (mit Material von KNA)

Von Gabriele Höfling

Linktipp: Unbekannter beschmiert Kirche mit Schimpftiraden

Diese Tat zeugt von völliger Respektlosigkeit: Mit unsäglichen Beschimpfungen hat ein unbekannter Täter eine schwäbische Pfarrkirche beschmiert. Selbst auf dem Altar hinterließ er seine derben Graffiti.