Mehr als dienen in der Messe
In Deutschland gibt es laut der neuesten Erhebung der Deutschen Bischofkonferenz knapp 360.000 Jungen und Mädchen, die dafür sorgen, dass der Gottesdienst gelingen kann. In der Messe haben die Ministranten eigene Aufgaben, die sich aus dem äußeren Verlauf der liturgischen Feiern ergeben: Sie bringen Brot, Wein und Wasser zum Altar und helfen dem Priester bei der Händewaschung, reichen die liturgischen Bücher an und tragen das Weihrauchfass, Kerzen und Leuchter. Viele von ihnen verrichten ihren Dienst auch in Werktagsgottesdiensten, bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen.
Die ministrierenden Mädchen und Jungen bilden eine der größten Gruppen der in der Kirche aktiven Kinder und Jugendlichen. Und sie sind über die liturgische Mitwirkung hinaus oft auch in ihrer Freizeit gemeinsam aktiv. Was sie dabei tun und erleben, erzählen Ministrantengruppen aus den Bistümern Aachen und Augsburg.
Projekte statt Gruppenstunde
Zentral sind für den Großteil der "Minis" die sogenannten Gruppenstunden. Dabei lernen sie, wie sie die Messfeier mitgestalten können: Ablauf, Aufgaben und Hintergründe. Die Gruppenstunden werden meist von älteren Ministranten in ihrer Freizeit geplant und umgesetzt.
In der Stadtpfarrei Sankt Jakob in Friedberg bei Augsburg haben diese Treffen jedoch ausgedient: "Statt der wöchentlichen Gruppenstunden bieten wir vier mehrwöchige Projekte verteilt über das ganze Jahr an. Jeder der Minis kann entscheiden, an welchem Projekt er teilnehmen möchte“, berichtet Pater Steffen Brühl. Die Idee sei von den Minis selbst gekommen, die keinen Spaß mehr an den traditionellen Treffen gehabt hätten. Die unterschiedlichen Projekte hätten immer eine gemeinnützige Ausrichtung.
Wer sich beim Projekt "Gärtnern" anmeldete, dem vermittelte ein Landschaftsarchitekt Grundwissen über Garten, Blumen und Gewächse. "Im Anschluss wurden die Blumenbeete vor dem Pfarrzentrum neu gestaltet und bepflanzt und werden jetzt von den Minis gepflegt", so Pater Steffen. Im Projekt "Kirchencafé" sorgen die 78 Minis aus der Pfarrgemeinde an einigen Sonntagen im Jahr nach dem Familiengottesdienst für die Bewirtung im Pfarrzentrum.
Auf Begeisterung stießen auch die Themen "Miniraum-Gestaltung" und das "Filmdreh"-Projekt: Der Mini-Gruppenraum ist nun komplett umgestaltet und es gibt einen Werbefilm für den Dienst am Altar, den die Kinder und Jugendlichen in Eigenregie drehten. Sie schrieben das Drehbuch, stellten die Schauspieler und schnitten das Video.
Die Minis aus Friedberg sind zudem in der Weihnachtszeit als Sternsinger in der Gemeinde unterwegs und gehen mit der Aktion "Minis machen Schule" auf Nachwuchsfang: "Dabei gestalten unsere Ministranten in den Grundschulen unserer Stadt eine Religionsstunde zum Thema Ministrieren und werben so auch um Nachwuchs", berichtet Pater Steffen. "Mit der Seminarleiterin haben sie eine komplette Reli-Stunde didaktisch vorbereitet und führen diese selbständig durch."
Für sich werben beim Kinderkarnevalszug
Alle diese Aktivitäten wirken auch nach innen und sorgen für einen guten Zusammenhalt. Seine Ministranten seien eine starke Gemeinschaft, in der sich gute Freundschaften gebildet hätten, zeigt sich Pater Steffen überzeugt. Ein Highlight für die Minis sei das jährliche Ministranten-Fußballturnier des Dekanats.
Für die Nachwuchswerbung ist auch bei den Messdienern in Düren im Bistum Aachen gesorgt. Die 170 Minis der "Gemeinschaft der Gemeinden" (GdG) St. Franziskus nehmen seit zwei Jahren an einem Kinderkarnevalsumzug in ihrer Region teil. Den Anstoß dazu gab Obermessdiener Julian Müthrath: "Der Kinderkarnevalszug wird von Tausenden Kindern besucht, vielleicht können wir dort auf uns aufmerksam machen." Die Kostüme der Minis haben weitgehend einen Bezug zur Kirche. "2016 sind wir als Teufel und Engel gegangen, in diesem Jahr waren wir Kirchenmäuse und das Kostüm für nächstes Jahr planen wir gerade", erklärt der 24-Jährige.
Zu den Gruppenaktivitäten der Dürener Minis zählen das Zelten und Grillen im Garten ihres Pfarrers und gemeinsame Fahrten. In diesem Jahr fahren die jüngeren Minis nach Trier und die Älteren gar nach Rom. "Das Geld für die Fahrten kommt von den Eltern, aber die Pfarrei gibt auch einen Zuschuss", erklärt Müthrath. Um die Kasse auch selbst aufzubessern färbten und verkauften die Minis am Laetaresonntag in der Mitte der Fastenzeit selbstbemalte Ostereier.
Die Ministranten berichten seit 2015 auf ihrer Facebookseite über ihre gemeinsamen Aktionen. "So halten wir den Kontakt zu Gemeinde – auch außerhalb der Gottesdienste", erzählt Müthrath. Er und seine Mitminis seien sehr froh über die Gemeinschaft in ihrer Pfarrgemeinde – und besonders über die Unterstützung des Pastors. "Unser Pfarrer Nobert Glasmacher legt großen Wert auf Jugendarbeit. Wir fühlen uns von ihm unterstützt und bilden so eine Einheit." Zu Weihnachten gab es deswegen eine besondere Überraschung für den Geistlichen: Ein Gruppenbild mit allen Ministranten stand unterm Tannenbaum im Pfarrhaus.