Chefredakteur Ulrich Waschki über katholischen Journalismus

Loyal, aber kritisch

Veröffentlicht am 03.05.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Medien

Bonn ‐ Heute ist internationaler Tag der Pressefreiheit. Aus diesem Anlass hat katholisch.de mit Ulrich Waschki, dem Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück, gesprochen: über die Pressefreiheit in "Problemländern", die Situation in Deutschland und den besonderen Anspruch an katholische Journalisten.

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Frage: Herr Waschki, wie steht es derzeit um die Pressefreiheit in Deutschland?

Ulrich Waschki: In Deutschland steht es gut um die Pressefreiheit. Die Medien können frei berichten und es gibt ein großes Verständnis für freie Berichterstattung. Im katholischen Bereich tun sich allerdings manche Menschen mit freien und offenen Diskussionen und kritischer Berichterstattung manchmal schwer.

Manchmal gehen aber auch die Medien nicht richtig mit ihrer Freiheit um: Wenn man den Fall Limburg betrachtet, sieht man, dass auch gelegentlich überzogen wird und Medien ihren eigenen kritischen Ansprüchen nicht gerecht werden. Das mindert auch ihre Akzeptanz. Was mir eher Sorgen macht als die Pressefreiheit, ist die Frage nach den ökonomischen Zwängen, die durch das Internet entstehen. Wer bezahlt eigentlich künftig unabhängigen, freien Journalismus?

Frage: Wie sieht es global mit der Pressefreiheit aus? Auf der Liste von Reporter ohne Grenzen sind wieder Länder wie Korea oder Eritrea auf den letzten Plätzen gelandet. Besteht die Chance, dass sich die Situation dort irgendwann ändert?

Ulrich Waschki: Das ist ein Blick in die Glaskugel, die ich leider nicht habe. Grundsätzlich sieht man in der Welt, dass mit wirtschaftlichem Aufschwung oft auch eine Verbesserung der Menschenrechte – zu denen dann auch die Pressefreiheit gehört – eintritt. Aber es wird leider immer Länder geben, die es mit den Menschenrechten nicht so genau nehmen.

Bild: ©privat

Ulrich Waschki ist Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Frage: Sie sind Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse. Was macht für Sie katholischen Journalismus aus?

Ulrich Waschki: Katholischer Journalismus ist zunächst einmal Journalismus, also unabhängige Berichterstattung. Er ist keine PR und keine Verkündigung. Aber natürlich steht katholischer Journalismus auf dem Boden des christlichen Glaubens. Wir katholischen Journalisten gehen davon aus, dass Glaube, Religion und unsere Kirche gut für die Menschen sind. Das ist die Grundhaltung, die wir für unsere Arbeit mitbringen.

Wir sind loyal zur Kirche und zu ihrer Lehre. Das schließt aber Kritik nicht aus. Eine Besonderheit von katholischem, also christlichem Journalismus ist die Einstellung, die wir unserer eigenen Arbeit und den Menschen, über die wir berichten, gegenüber haben. Für den christlichen Journalisten ist klar, dass der Mensch nicht das Maß aller Dinge ist. Das heißt zum einen, dass wir nicht alles selber schaffen und regeln müssen und dass wir uns andererseits aber irgendwann für die Dinge, die wir getan haben, vor Gott verantworten müssen. Das gibt ein besonderes Gefühl der Verantwortung.

Das ist der Blick auf den Journalisten. Und dann gibt es den Blick auf die Menschen, über die berichtet wird: Jeder Mensch ist nach unserer Auffassung Ebenbild Gottes. Er hat eine ganz besondere Würde und die müssen wir respektieren. Christlicher Journalismus muss sich also dadurch auszeichnen, dass er nicht die Schlagzeile um jeden Preis will.

Frage: In welchem Spannungsverhältnis steht katholischer Journalismus? Immerhin stehen in den meisten Fällen Bischöfe als Herausgeber hinter kirchlichen Publikationen.

Ulrich Waschki: Wir haben eine Spannung zwischen einer offenen Diskussion und der katholischen Lehre. Es gibt immer wieder Fälle, in denen über einige Punkte in der katholischen Lehre diskutiert wird. Dazu gehört zum Beispiel die Frage nach dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen , dem Priestertum der Frau oder der Sexualmoral . Diese Fragen sind lehramtlich zum Teil geklärt, aber dennoch wird darüber diskutiert. Wenn katholische Medien über diese Diskussionen berichten, tun sich einige Menschen – beileibe nicht nur Amtsträger - schwer damit, weil sie befürchten, dass die Lehre der Kirche dadurch verwässert wird. Es ist immer wieder die Frage danach, wie offen und diskussionsfreudig ein katholisches Medium sein darf.

Frage: Kann man katholischen Medien den Vorwurf von PR machen?

Ulrich Waschki: Katholische Medien sind nicht freier oder unfreier als zum Beispiel regionale Zeitungen. Die müssen Rücksicht auf Anzeigenkunden, politische Größen in ihrer Region und auf die politische Grundhaltung ihres Verlegers nehmen. Auch säkulare Medien sind eben bestimmten Zwängen unterworfen.

Das Interview führte Sophia Michalzik