Bischof Oster: Benedikt XVI. ein "wirklich Weiser"
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. anlässlich des 90. Geburtstags am Ostersonntag als "wirklich Weisen" gewürdigt. Es gehe dabei nicht nur um Lebenserfahrung, sondern um eine innere Haltung, sagte Oster in Joseph Ratzingers Geburtsort Marktl am Inn. Entscheidend sei, sich ein offenes Herz zu bewahren und die innere Verbundenheit mit Gott zu leben. "Sein Glaube und sein Vertrauen auf den Auferstandenen hat Benedikt XVI. zeitlebens begleitet und reifen lassen", erklärte Oster in einer Ostervesper.
Der Bischof hatte zuvor die Sonderausstellung "Noch nicht in vollem Licht" im Papstgeburtshaus eröffnet. Dabei betete er im Geburtszimmer Ratzingers: "Wir danken Dir für Deinen großen Sohn, sein Lebenswerk und alles, was er für uns getan hat." Oster segnete das Haus und "alle, die darin wirkten und wirken". Die Sonderausstellung bezieht sich mit ihrem Titel "Noch nicht in vollem Licht" auf die Geburt von Joseph Ratzinger an einem Karsamstag - also noch nicht an Ostern, aber schon in Erwartung des Hochfestes. Die Schau in dem seit zehn Jahren öffentlich zugänglichen Haus ist bis zum 31. Oktober zu sehen.
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Ein Leben, das für mehrere reicht: Flak-Helfer wider Willen, Star des Konzils, Professor, Erzbischof, oberster Glaubenshüter, letzter Patriarch des Abendlandes - und erster Papst emeritus seit 718 Jahren.Benedikt XVI. feierte seinen 90. Geburtstag am Ostersonntag in kleinem Kreis, unter anderen mit seinem Bruder Georg und seinem Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein. Am Montag wurde Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit einer Delegation aus Bayern erwartet. Angekündigt hatten sich Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Kultusminister Ludwig Spaenle und Staatskanzleichef Marcel Huber (alle CSU). Auch eine Abordnung von 30 Bayerischen Gebirgsschützen sowie die Pentlinger Bürgermeisterin Barbara Wilhelm zählten zur Schar der Gratulanten. In ihrer Gemeinde wohnte Joseph Ratzinger in seiner Zeit als Theologieprofessor in Regensburg.
Auch Kardinal Marx will ihn besuchen
Am Dienstag wird Kardinal Reinhard Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, Benedikt XVI. besuchen. Ihn begleiten die Dekane des Erzbistums München und Freising, um dem emeritierten Papst die Glückwünsche der Erzdiözese zu überbringen, an dessen Spitze Joseph Ratzinger von 1977 bis 1981 stand. Papst Franziskus hatte seinen Vorgänger bereits am Mittwoch in dessen Alterssitz in den vatikanischen Gärten aufgesucht, um ihm persönlich zu gratulieren.
Auch die deutschen Bischöfe hatten Benedikt XVI. bereits zum Geburtstag gratuliert. "Die Kirche in Deutschland empfindet ein tiefes Gefühl des Dankes für Ihr lebenslanges Zeugnis und für Ihre väterliche Nähe", schrieb Kardinal Marx. Im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks hob er zudem die besondere Bedeutung des theologischen Werks des emeritierten Papstes hervor. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki übermittelte am Ostersonntag "herzliche Glück- und Segenswünsche aus Ihrer alten Heimat am Rhein, wo Sie lange Jahre in Bonn als Theologieprofessor gelebt und gearbeitet haben, hinein in den Vatikan am Tiber".
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Peter Seewald führt seit 25 Jahren immer wieder lange Gespräche mit Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Der Publizist findet, dass der emeritierte Papst in seiner Heimat noch nicht genug gewürdigt wird.Glückwünsche kamen auch vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Ganz persönlich, aber auch im Namen der EKD wünsche er dem früheren Papst Gottes Segen und Gesundheit. Aus der Schweiz gratulierten am Wochenende der katholische Bischof von Chur, Vitus Huonder, sowie der Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln, Urban Federer.
Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn mit dem bürgerlichen Namen Joseph Ratzinger geboren. 2005 wurde er im Konklave von den Kardinälen zum Nachfolger von Johannes Paul II. (1978-2005). Am 28. Februar 2013 trat Benedikt XVI. als erster Papst der Neuzeit freiwillig zurück. Er begründete die Entscheidung mit seinen nachlassenden körperlichen und geistigen Kräften. Seit Mai 2013 führt er ein zurückgezogenes Leben in einem umgebauten ehemaligen Kloster in den vatikanischen Gärten. (jhe/KNA)