Ulrich Waschki über die Zulassung zu den Sakramenten

Bitte keinen Glaubens-TÜV!

Veröffentlicht am 09.05.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Ulrich Waschki über die Zulassung zu den Sakramenten

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Der Mai ist Sakramenten-Hochsaison: In vielen Gemeinden wird Erstkommunion gefeiert, zahlreiche Paare geben sich das Ja-Wort. Ernüchternd, was man dabei manchmal erlebt – wie fern Erstkommunionkinder, Brautpaare und Angehörige vom kirchlichen Leben sind, wie fremd ihnen Gottesdienste sind. Sollte man daher die Sakramente nicht auf jene Menschen beschränken, die am kirchlichen Leben teilnehmen? Etwa regelmäßig in die Sonntagsmesse kommen? Also einen Zugang zum Geschehen haben? Nur: wer entscheidet, wer würdig ist, ein Sakrament zu empfangen?

Menschen, die um ein Sakrament bitten, die kirchlich heiraten oder ihr Kind zur Erstkommunion führen möchten, kann man nur mit sehr handfesten Gründen zurückweisen. Der bloße Verdacht allein, dass die Motivation im schönen Fest oder der Tradition besteht, reicht jedenfalls nicht. Viel wichtiger ist, was man aus diesem Wunsch der Menschen macht. Über die (oft mangelnde) Qualität von Gottesdiensten oder kirchlicher Sprache ist an anderen Stellen schon hinlänglich geschrieben worden. Auch bei der Katechese ist immer noch Luft nach oben. Da darf die Kirche ruhig fordern: Für die Hochzeit kümmern sich Paare ein Jahr vorher um Festsaal und Brautkleid, investieren viel Zeit und Geld. Es ist nicht zu viel verlangt, für die kirchliche Trauung eine angemessene Ehevorbereitung vorzuschreiben.

Bei der Erstkommunion muss sich der Fokus noch stärker von den Kindern auf die Eltern und auch auf die Katechetinnen und Katecheten verlagern. Nicht der Ablauf der Messe, das Lernen von liturgischen Texten – so wichtig das auch ist – dürfen dabei im Zentrum stehen, sondern vor allem die Frage, warum der Glaube an Gott und die Begegnung mit Jesus mein Leben verändern können. Diese Fragen gehören ins Zentrum der kirchlichen Verkündigung – zur Erstkommunion, zur Eheschließung, aber auch an jedem Sonntag. Die Kirche muss in Verkündigung und Auftritt besser, ja professioneller werden, darf aber gleichzeitig auch mehr fordern. Aber bitte keinen Glaubens-TÜV: Wer die Sakramente davon abhängig machen will, traut Gott nichts zu und glaubt wohl nicht an die Wirkung seiner Zeichen.

Von Ulrich Waschki

Der Autor

Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.