Bundeskanzlerin trifft Papst Franziskus im Vatikan

Merkel: "Danke, dass ich wieder hier sein kann"

Veröffentlicht am 17.06.2017 um 10:45 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Zuletzt war Bundeskanzlerin Angela Merkel vor mehr als einem Jahr zur Verleihung des Karlspreises im Vatikan. Das heutige Treffen mit Papst hatte dagegen einen weniger feierlichen Hintergrund.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist im Vatikan mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Der Papst empfing Merkel am Samstagvormittag zu einer Privataudienz im Apostolischen Palast. "Danke, dass ich wieder hier sein kann", so die ersten Worte Merkels. Nach der offiziellen Begrüßung zogen sich beide um kurz nach 10.00 Uhr zum Gespräch in die päpstliche Privatbibliothek zurück.

Das Gespräch dauerte etwa 40 Minuten. Im Anschluss überreichte der Papst Merkel eine Medaille mit einem Olivenzweig. Dabei sagte er: "Für die Arbeit, die Sie für den Frieden tun." Merkel wiederum schenkte dem Pontifex Süßigkeiten aus seiner Heimat Argentinien, die sie vor wenigen Tagen besucht hatte: den karamellartigen Brotaufstrich Dulce de Leche und Alfajores, mit Schokolade umhüllte Kekse. "Das kennen Sie ja", sagte sie.

Franziskus bekundete Beileid zum Tod Helmut Kohls

Franziskus habe sie darin bestärkt, sich nach dem Austritt der USA weiter für das Pariser Klimaschutzabkommen einzusetzen, so Merkel. Sie habe mit dem Papst über die Agenda der deutschen G20-Präsidentschaft gesprochen, die auf eine Welt ziele, in der man multilateral zusammenarbeite, und in der Mauern eingerissen und nicht errichtet würden. Zudem habe Franziskus sein Beileid zum Tod von Helmut Kohl bekundet und ihn als großen Staatsmann gewürdigt.

Anschließend führte Merkel Gespräche mit den beiden wichtigsten vatikanischen Außenpolitikern, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Außenminister Erzbischof Paul Gallagher. Am Mittag ist in Rom eine Begegnung mit den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern der G20-Staaten geplant. Sie findet in der Residenz der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl statt.

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Die Bundeskanzlerin war am Freitagnachmittag gemeinsam mit ihrem Ehemann Joachim Sauer nach Rom gereist.

Positionen von Merkel und Papst nah beieinander

Die Positionen des Papstes und der Bundeskanzlerin in Bezug auf den Klimaschutz und die Flüchtlingspolitik liegen nahe beieinander. In Berlin vermuten politische Beobachter, dass Franziskus der Kanzlerin eine Botschaft für den G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg mitgeben könnte, um ihre nach dem Ausscheren der USA aus dem Pariser Klimavertrag schwächer gewordene internationale Position zu stärken.

Die Papstaudienz für die deutsche Bundeskanzlerin ist bereits die vierte. Zuletzt waren die beiden aus Anlass der Karlspreisverleihung im Mai 2016 im Vatikan zusammengetroffen. Ferner gab es noch zwei kurze Begegnungen: bei der Amtseinführung von Franziskus im März 2013 sowie vor knapp drei Monaten beim EU-Jubiläumsgipfel in Rom. Durch den aktuellen Empfang der Kanzlerin bricht der Papst mit einem ungeschriebenen Gesetz im Vatikan: Eigentlich werden keine Spitzenpolitiker im Wahlkampf empfangen. Der Kirchenstaat ist in solchen Fällen um Neutralität bemüht. (bod/KNA/dpa)

17.06.2017, 12.50 Uhr: Ergänzt um weitere Inhalte des Gesprächs