Neuer Kardinal reist trotz Skandalberichten nach Rom
Der wegen eines angeblichen Millionenkontos in der Schweiz in die Schlagzeilen geratene Erzbischof Jean Zerbo aus Mali nimmt ungeachtet dessen am Mittwoch in Rom seinen Kardinalshut in Empfang. Das verlautete am Dienstag aus dem Vatikan. Noch am Morgen hatte das Presseamt des Heiligen Stuhls auf Nachfrage erklärt, die Teilnahme Zerbos an der Zeremonie sei nicht sicher; er werde aber auch im Fall einer Abwesenheit zum Kardinal erhoben.
Der 73-jährige Erzbischof der Hauptstadtdiözese Bamako war vor einem Monat von Papst Franziskus mit vier weiteren Kirchenmännern als neues Mitglied des Kardinalskollegiums nominiert worden. Am Montag hieß es in Medien unter Berufung auf Kirchenkreise in Mali, Zero müsse aufgrund gesundheitlicher Probleme von seiner Reise nach Rom zurücktreten. Kommentatoren sahen darin einen Vorwand.
Zeitung: Zerbo verschob Millionen in die Schweiz
Laut einem Bericht der französischen Tageszeitung "Le Monde" soll die Malische Bischofskonferenz umgerechnet zwölf Millionen Euro auf Schweizer Privatkonten haben. Für deren Anlage sei seinerzeit Zerbo verantwortlich gewesen. Die Bischofskonferenz wies die Anschuldigungen umgehend zurück. Man arbeite transparent, hieß es. Mali mit seinen 17,5 Millionen Einwohnern ist ein muslimisch geprägtes Land mit nur rund 2,4 Prozent Christen. Im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen liegt es auf Platz 175 von 188. Mali zählt zu den ärmsten Ländern der Welt.
Zerbo ist der erste Kardinal aus Mali. Das westafrikanische Land ist von einem Konflikt zwischen islamistischen Milizen und der Zentralregierung sowie ethnischen Spannungen gezeichnet. Die vom Vatikan verbreitete Biografie hebt hervor, der als Erzbischof der Hauptstadt Bamako engagiere sich Zerbo besonders für Frieden und Versöhnung und setze sich gegen Ausgrenzung sowie für Solidarität unter der Bevölkerung ein. (KNA)