Eisberg voraus – volle Fahrt!
Eins ist schon mal klar: Für Eisberge war das keine ganz normale Woche. Wenn mal ein Großkopfeter den Polit-Talk von Sandra Maischberger abbricht, ok; selbst vom Kaliber eines Wolfgang Bosbach. Noch kein Erdbeben, würde ich sagen - auch wenn ihm die Sozialen Netzwerke gleich einen mittelkreativen Hashtag einräumten: #Bosbachleavingthings.
Aber was der Dissident von Larsen C da macht: einfach so komplett abbrechen... Ein Koloss von 175 Kilometer Länge, 50 Kilometer Breite und der Höhe eines Wolkenkratzers. Eine Billion Tonnen schwer. Dreimal so groß wie Teneriffa – oder, wie ein Twitter-Spötter meinte: 7 x Berlin (Tagesschau); 10 x Bodensee (SWR); 3 x Mallorca (Focus); Kanton Bern (NZZ). Ich rechne mal eben durch: Wenn ich mich nicht irre, sollte das für 437,5 Billiarden respektabler Eisklümpchen reichen, mindestens. Also eine knappe halbe Trillion richtig cooler Sommerdrinks.
Seitdem treibt der Dissident von Larsen C aus der Antarktis Richtung Norden. Kurs Chile; Ziel: Washington. Was er dort will, darüber rätseln politische Beobachter seit Tagen. Will er Noch-US-Präsident Donald Trump um acht nach zwölf doch noch vom Klimawandel überzeugen? Will er sich der US-Hauptstadt am mückengeplagten Potomac zur Verfügung stellen, der ohne Zweifel ein ziemlich heißer Sommer bevorsteht? Oder sieht er sich gar als ein politisches Sinnbild dessen, was sich dort zurzeit vor aller Augen vollzieht: Trumps Lügengebäude bricht auseinander. Eine Billion Tonnen alternative Fakten – und eine riesige Scholle treibt bereits Richtung Moskau. "Sad!"
Als schon das sommerliche Ozonloch sich zu öffnen drohte, ist nun plötzlich der Fenstersturz aus dem Weißen Haus kein heimlicher Traum schlechter Verlierer mehr. Die er rief, die Geister, wird er nun nicht los. Die "Neue Züricher" beschreibt es treffend: "Ein zwischen Skandalen, Skandälchen und Fettnäpfchen taumelnder US-Präsident ist grundsätzlich ein angenehmer Anblick für den Kreml. Russische Außenpolitik soll in erster Linie destruktiv, zersetzend und spaltend wirken. 'Abstreiten und genießen' ist ein bewährtes Kreml-Motto."
Kennt hier übrigens noch jemand Hildegard Knef? Und: Hatte sie womöglich schon die Polit-Hasardeure des Jahres 2017 hüben wie drüben im Blick, als sie 1980 ins nasskalte Berliner Sommerloch hineinsang: "Wenn's dem Esel zu gut geht, dann trabt er aufs Eis - um zu tanzen, wie jeder weiß. Und er wiehert und trampelt und dreht sich im Kreis, sucht Applaus um jeden Preis. Und er dreht Pirouetten, weiß sich kaum zu retten, glaubt richtig wichtig zu sein. Wenn's dem Esel zu gut geht, dann trabt er aufs Eis; ja und dann, dann bricht er ein." - Ich geh jetzt jedenfalls mal ‘ne Cola trinken… Ich glaub, ich hab da noch Klümpchen im Kühlschrank gesehen.