Von Küchenfeen, Heimweh und Nachtwachen
Endlich sind die Sommerferien da – oder sie stehen kurz bevor. Für viele Kinder und Jugendliche in den Kirchengemeinden heißt das: Zeltlagerzeit. Was gibt es Schöneres als einige Tage ohne die oft nervigen Eltern in der Natur zu verbringen, sich nicht über Schulnoten den Kopf zerbrechen zu müssen und den besten Freunden bei einer Wasserschlacht zu zeigen, was in einem steckt?! Katholisch.de hat zehn Punkte gesammelt, die Sie mit Sicherheit in einem katholischen Zeltlager wiederfinden werden.
10. Reisesegen
Ein Zeltlager beginnt natürlich mit einem Reisesegen. Sei es in der Kirche der Heimatpfarrei oder auf dem Parkplatz mit den Reisebussen im Hintergrund – der kirchliche Segen soll eine gute Fahrt zum Lagerplatz sicherstellen. Eine ordentliche Portion Weihwasser und eine von Kindern handbemalte Stola um den Hals des jungen Kaplans dürfen selbstverständlich nicht fehlen.
9. Gruppenleiter
Ohne sie würde es keine Ferienfreizeit geben: die Gruppenleiter. Meistens sind sie selbst als Teilnehmer ins Zeltlager mitgefahren und kennen die Abläufe wie ihre Westentasche. Ihr Einsatz für die Kinder kann nicht zu hoch geachtet werden. Denn sie opfern zwei Wochen ihres Urlaubs, um den kleinen Teilnehmern aus der Pfarrei eine schöne Ferienzeit zu ermöglichen. Dabei kommt der Spaß für die Gruppenleiter natürlich auch nicht zu kurz: Nun dürfen sie endlich das Programm bestimmen.
8. Traditionen
"Das haben wir schon immer so gemacht!" Diesen Satz hört man im Zeltlager oft. Traditionen haben in der Kirche einen besonderen Stellenwert, aber im Lager stehen sie im Rang eines unumstößlichen Dogmas. Denn die wohlgepflegten Traditionen geben den Teilnehmern und Gruppenleitern verlässlich vor, wann was im Lageralltag stattfindet: Morgens gibt es den Lagerappell, mittags eine kleine Siesta und abends das gemeinsame Nachtgebet mit dem Lagerleiter. Frischen Wind in ein Zeltlager zu bringen und Traditionen zu ändern ist fast unmöglich. Nicht zuletzt die Kinder beharren darauf, dass alles gemacht wird wie früher. In diesen Situationen könnte man meinen, eher in einem Seniorenheim zu sein als auf einem Zeltlager.
7. Küchenfeen
Die Mitglieder des Küchenteams sind die wichtigsten Personen auf der Ferienfreizeit. Die "Küchenfeen" und "Kantinenbullen" sorgen für die richtige Verpflegung, denn diese hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Die Kinder spielen von morgens bis abends an der frischen Luft und brauchen daher hauptsächlich Kohlenhydrate: Toastbrot mit Nutella, Kartoffelsalat mit Würstchen und Eintopf aus der Gulaschkanone lassen jedes Kinderherz höher schlagen – oder besser: fast jedes. Aber wer beim Essen wählerisch ist, hat sicher eine heimlich mitgebrachte Tüte Chips im Gepäck.
6. Wetter
Wer zeltet, ist der Natur unmittelbar ausgesetzt und das Wetter gewinnt eine große Bedeutung. Starker Regen führt zum Lagerkoller, denn die meisten Spiele fallen dann buchstäblich ins Wasser. Und wenn die Kleidung in der Reisetasche durch den Platzregen komplett nass geworden ist, drückt das die Stimmung noch mehr. Dafür sind Sonnenschein und hohe Temperaturen ein wahrer Genuss – jedenfalls meistens, denn bei einem sommerlichen Klima wie in der Sahara werden die großen Mannschaftszelte schon frühmorgens zu einer Sauna. An Schlafen ist dann nicht mehr zu denken.
5. Eltern
Die Eltern haben eine entscheidende Rolle im Zeltlager – auch wenn sie nicht vor Ort sind. Sie bereiten das Lager vor und helfen mit Fahrdiensten, Essensspenden und dem Packen der Koffer. Viele Kinder freuen sich, einige Tage ohne die Eltern in Freiheit zu verbringen; andere vermissen ihre Familien. Besonders Briefe und Pakete aus der Heimat können da einen großen Effekt haben: Selbstgebackene Kekse erfreuen die meisten Kinder, aber traurige Zeilen vom Vermissen können äußerst negative Auswirkungen haben.
4. Heimweh
Heimweh kann eines der schrecklichsten Gefühle sein. So sehr, dass Kinder das Zeltlager vorzeitig verlassen wollen, um bei den Eltern sein zu können. Oft wirken kurze Telefongespräche mit der Familie wahre Wunder und die Kinder entschließen sich, doch zu bleiben. Auch die Umarmungen von Gruppenleitern oder mütterlichen Kochfrauen tun oft ihr Übriges und die Lust am Zeltlager kehrt zurück.
3. Nachtwache
Ein richtiges Zeltlager wird regelmäßig überfallen. Doch die nächtlichen Raubzüge sind kein Grund zum Fürchten, sondern Teil des Spaßes. Lange Nachtwachen, Alarmsignale und das Überwältigen der Eindringlinge, die oft ehemalige Gruppenleiter oder Gemeindemitglieder sind, gehören ebenso dazu, wie deren Bestrafung mit Abwaschwasser – am besten angereichert mit Essensresten.
2. Gottesdienst
Sonntags steht in einem katholischen Zeltlager selbstredend ein Gottesdienst auf dem Programm. Wenn der Pfarrer zu Besuch kommt, werden die Bänke zusammengeräumt und unter dem Lagerkreuz ein improvisierter Altar aufgestellt. Die Kinder beteiligen sich mit selbstgeschriebenen Fürbitten und einige Gruppenleiter begleiten mit der Gitarre die Lieder – oft echte Klassiker, wie "Laudato si", die alle aus vollem Hals laut mitsingen. Bei dieser Inbrunst kann man schon mal ein Auge zudrücken, wenn die Töne schief klingen.
1. Lagerfeuer
Was wäre ein Zeltlager ohne ein Lagerfeuer? Die ganze Gemeinschaft des Lagers versammelt sich abends um die lodernden Flammen, um sich aufzuwärmen, gemeinsam zu singen, Kreisspiele zu spielen oder Geschichten zu hören. Die Wärme des Feuers auf der eigenen Haut, eine leichte Kälte auf dem Rücken und die fröhlichen bis andächtigen Gesichter der anderen Teilnehmer im Schein des Feuers – einfach unvergesslich.
Der Artikel erschien erstmals im Jahr 2017.