Heimliche Kirchenlandverkäufe sorgen für Wirbel in Jerusalem

Medien: Orthodoxe Kirche verkauft antike Stätten

Veröffentlicht am 17.07.2017 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 
Heiliges Land

Jerusalem ‐ Das griechisch-orthodoxe Patriarchat in Jerusalem steht in der Kritik: Es soll Land an ausländische Investoren verkauft haben. Nun kamen Details ans Licht, die für neue Diskussion sorgen.

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Im Streit um heimliche Landverkäufe des griechisch-orthodoxen Patriarchats in Jerusalem sind neue Details veröffentlicht geworden. Das Patriarchat soll neben rund 50 Hektar Land in Jerusalem auch antike Stätten im nordisraelischen Cäsarea Maritima an einen ausländischen Investor verkauft haben, berichten israelische Medien unter Berufung auf den Sender "Channel 2". Die griechisch-orthodoxe Kirche ist nach der israelischen Landbehörde der größte Grundbesitzer in Jerusalem.

Demnach gingen knapp 70 Hektar Land einschließlich eines Amphitheaters und Hippodroms aus römischer Zeit an einen Investor mit Sitz in der Karibik. Der antike Hafen Cäsareas wurde unter König Herodes erbaut und war wirtschaftliches Zentrum des antiken Judäa. In frühen christlichen Quellen wird die Stadt als Bischofssitz genannt. Israelische Behörden zeigten sich laut dem Bericht schockiert über den Verkauf des größtenteils als Nationalpark designierten Landes. Das Justizministerium berief demnach eine Dringlichkeitssitzung ein, um mögliche Interventionen gegen den Kauf zu diskutieren.

Demonstranten fordern Absetzung des griechisch-orthodoxer Patriarchen

Palästinensische Christen forderten vergangene Woche bei Demonstrationen in Bethlehem und Jerusalem die Absetzung des griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. Er und seine Mitarbeiter müssten zur Rechenschaft gezogen und das Kircheneigentum geschützt werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des orthodoxen Zentralkomitees in Palästina und der orthodoxen Jugendbewegung.

Gleichzeitig forderten die einheimischen Christen erneut ein Ende der griechischen Dominanz in ihrer Kirche. Die Ausländer im Patriarchat repräsentierten nicht die palästinensischen Christen, sondern kontrollierten "unsere Religion und Identität". Auch die palästinensische Regierung und Jordanien protestierten gegen den Landverkauf. Israelischen Medien zufolge begründeten Kirchenvertreter den Verkauf damit, dass man mit dem Erlös Kircheneigentum zurückkaufen wolle, das der frühere Patriarch Irinaios illegal veräußert hatte. Darunter seien Grundstücke nahe dem Jaffa-Tor zur Jerusalemer Altstadt. Der Vorgänger des amtierenden Patriarchen war 2005 nach nur vierjähriger Amtszeit über einen Skandal um undurchsichtige Landverkäufe an israelische Investoren gestürzt. Seither wird er im Jerusalemer Patriarchat in Klosterhaft gehalten. (KNA)

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